Ich bin genervt. Und ich bin glücklich. Denn ich sitze in einem Zug. In Vietnam. Mit meinem Sohn. Und meinem ehemaligen Freund. Maxi’s Papa.
Genervt, weil mich genau die Dinge auf den Keks gehen, weswegen wir uns einst getrennt haben. Glücklich, weil ich genau die Dinge entdecke, die uns davor zusammen gebracht haben. Und Maxis freudiges Lachen. Denn er darf reisen. Nicht nur mit mir. Sondern manchmal auch mit uns beiden.
Was auf den ersten Blick vielleicht nach Bilderbuch aussieht, ist natürlich harte Arbeit gewesen. Und ist es weiterhin. Denn wenn sich Eltern trennen, hat es einen Grund. Oft mehrere. Das ist bei uns nicht anders.
Doch es gibt auch etwas Größeres, warum wir trotz unterschiedlicher Meinungen und mittlerweile unterschiedlicher Lebenswege verbunden sind. Für immer. Und das springt gerade zwischen vier Händen hin und her. Freut sich. Ist ausgeglichen. In einem Zug. Irgendwo in der Mitte von Vietnam.
Es ist nicht immer einfach, nach dem Beenden einer Beziehung, eine einigermaßen funktionierende Freundschaft zwischen den Eltern aufrecht zu erhalten. Das ist mir klar. Das kenne ich nur zu gut. Und dennoch kann ich es Dir nur empfehlen. Zum Wohle des Kindes, wie es im Beamtendeutsch heißen würde. Zum Wohle der Seelen, trifft es wahrscheinlich besser. Auch für Eure. Gemeinsam Reisen mit Ex-Partner? So funktioniert’s:
Deutschland:
Wir hatten uns getrennt, als Maxi eineinhalb Jahre alt war. Im Guten. In Respekt. Soweit das in der Praxis möglich ist. Wohnen in München seitdem in getrennten Wohnungen. Aber in der selben Straße. Unternehmen immer noch Dinge gemeinsam. Damit Maxi auch die Möglichkeit hat, tolle Erlebnisse mit uns beiden zu teilen. Nicht täglich, das wäre natürlich zu viel. Aber dennoch häufig. Ohne jegliche Regelungen. Ohne große Planung. Mehr spontan. Immer dann, wenn es für uns alle gut ist. Wenn nicht, dann nicht.
Asien:
Schon als Maxi noch ein kleines Baby war, und ich Elternzeit hatte, sind wir durch Europa gereist. Mit einem alten Wohnmobil. Immer den besten Wellen hinterher. Monatelang. Damals noch als „normale“ Familie.
Ende 2014 kam dann die Idee, dass wir Ähnliches eigentlich wieder machen könnten. Dieses Mal in der Patchwork Konstellation. Und ein paar Flugstunden weiter entfernt.
Thailand. Laos. Kambodscha. Zwei Monate lang. Verteilt über Weihnachten und Neujahr.
Mit getrennten Rucksäcken, aber den selben Zielen im Gepäck. Im Alltag funktionieren wir weniger gut zusammen. Auf Reisen dafür umso besser.
Streitigkeiten sind dabei natürlich trotzdem vorprogrammiert. Ob zu Hause oder am anderen Ende der Welt. Situationen gemeinsam zu meistern allerdings auch. In guten wie in schlechten Zeiten. Nur eben anders. Asia Style.
Ein Jahr später. Thailand. Vietnam. Gleiche Mission. Gleiche Teilnehmer. Doch irgendetwas ist dieses Mal anders. Maxi ist anders. Älter, und immer näher dran an einer Einschränkung, die ich bis dato unterschätzt habe. Schule.
Und damit vorbei die Zeiten, in denen wir uns monatelang aus dem Staub machen können. Egal ob zu zweit oder zu dritt. Die Uhr tickt. Die Ideen in mir auch. Wie können wir die letzten Tage noch sinnvoll nutzen. Die Welt gemeinsam entdecken, bevor wir auf Sommerferien und lange Wochenenden beschränkt sind.
Reisen? Bloggen? Bärti muss mit!
Die Welt:
Ein Jahr lang gemeinsam die Welt entdecken. Mit Mama. Ohne Papa. Natürlich keine leichte Situation, und sicherlich für beide Seiten manchmal hart. Dennoch eine einzigartige Chance. Eine Bereicherung. Weiterentwicklung. Zeit, die so niemals wieder kommen wird. Einmalig ist.
Sicher gibt es Momente, in denen Maxi seinen Papa vermisst. Umgekehrt ähnlich. Dank Skype und Co. allerdings leicht zu lösen. Und durch freiberufliches Arbeiten von Maxi’s Papa auch noch in diverse Besuche ausbaufähig.
November 2016. Ein Monat Bali. Ein Monat Zeit, Männerthemen zu besprechen. Gemeinsam surfen zu gehen. Piratenschiffe zu bauen. Auch wenn der Abschied danach schwer fällt, es ist ja nur die Welt. Und eigentlich nur ein paar Flugstunden, die zwischen Papa und Sohn liegen. Keine Entfernung, die die Verbindung jemals trennen könnte. Und dennoch eine Zeit für Maxi und mich, die so nie wieder kommen wird. Mit Erlebnissen, die perfekt geeignet sind. Für Skype Gespräche. Und der Möglichkeit, sogar einen Teil der Weltreise in Live zu teilen. Der erste Besuch auf Bali muss ja nicht die Ausnahme gewesen sein.
Der Zug rattert. Meine Gedanken auch. Andere getrennte Eltern kommunizieren mit dem Anwalt. Wir mit dem vietnamesischen Bahnangestellten. Denn Eines konnten wir schon während unserer Beziehung wunderbar. Zusammen Reisen. Erst ohne, dann mit Max. Warum also darauf verzichten? Nervige Bemerkungen, die mir auf den Keks gehen, können ziemlich leicht von vietnamesischen Zuggeräuschen übertönt werden. Oder von Maxi’s freudigem Lachen. Denn er darf reisen. Nicht nur mit mir. Sondern manchmal auch mit uns beiden.
Bist Du auch getrennt? Wie klappt das gemeinsam Reisen mit Ex-Partner bei Dir?
Heidi Zumbrunn says
Liebe Janina, Max + Bärti
Bis jetzt habe ich alle Artikel gesammelt und abgelegt auf meinem E-Mail mit dem Ziel einmal alles in Ruhe und mit Genuss geniessen und schöne Bilder aufnehmen. Ich entspreche gar nicht Deinen Angaben für Reisen mit Kind denn ich bin 73 Jahre alt (Kinderlos) aber total begeistert vom ersten Tag als ich Deine Geschichte fand. So kann ich mitreisen und erleben was mir nicht möglich war und das ist schlicht nur schön.
Ganz liebe Grüsse sendet Euch Zwei
Heidi aus der Schweiz
Janina says
Liebe Heidi, oh wie schön! Danke, dass Du mit uns reist und so einen netten Kommentar hinterlässt… Alles Liebe!