Zehn kleine Augen starren mich an. Die Meisten davon sind schwarz. Ein paar vereinzelte schimmern blau. Doch Eines haben sie Alle gemeinsam: Sie sind aufgerissen bis zum Anschlag. Und die dazugehörigen Münder gleich mit dazu.
Ich sitze in der Mitte. Umringt von den kleinen Zuhörern. Die Raupe Nimmersatt kriecht über meinen Schoß.
Noch vor einem Jahr habe ich als Moderatorin in die Kamera gesprochen. Heute in die erwartungsvollen Gesichter meiner kleinen Zuhörer. Seit ein paar Tagen helfe ich in einem Kindergarten aus. Inmitten des Südpazifiks. In der Mitte der kleinen Insel Moorea. Denn Maxi und ich sind unter die Wwoofer gegangen. Und damit mehr als glücklich.
W wie Wwoofen:
Schon in Neuseeland hatte ich immer wieder mal davon gehört. Denn neben Farmarbeit scheint es die beste Möglichkeit zu sein, niemals endende Trips um die Welt zu finanzieren. So richtig klar war mir das Konzept allerdings nicht. Obwohl die Rahmenbedingungen alles andere als kompliziert sind.
Wwoofen bedeutet im Grunde nichts Anderes als arbeiten. Auf Bauernhöfen. Farmen. Baustellen. In größeren Häusern. Doch anstatt Geld bekommt man dafür eine kostenlose Unterkunft und Essen. Gewohnt wird dabei entweder in einem extra Zimmer, manchmal sogar kleinem Häuschen oder eher in der Hochbetten Version mit anderen Wwoofern aus der ganzen Welt. Gegessen, was auf den einheimischen Tisch kommt.
Eigentlich spannend und eine ziemlich gute Möglichkeit besonders an teuren Orten nicht direkt Bankrott zu gehen. Mit Kind allerdings eher unrealistisch. Denn wer soll auf Maxi aufpassen, wenn ich neben meiner Arbeit als Journalistin noch jeden Tag stundenlang auf einem Feld Gemüse ernten muss. Falsch gedacht und weit gefehlt.
Kindergärtnerin auf Zeit:
Ich sitze vor dem Laptop und schaue nach günstigen Unterkünften auf Tahitis Nachbarinsel Moorea. Ähnlich schön. Ähnlich teuer. Eine französische Familie bietet ein kleines Zimmer in ihrem Haus zum Mieten an. Direkt am Meer. Direkt über einem Kindergarten. Perfekte Möglichkeit für Max neue Kinder kennen zulernen. Perfekte Möglichkeit für uns beide den ganzen Tag am Strand zu schnorcheln. Fast. Denn in den Kommentaren sehe ich, dass es hier wohl auch die Möglichkeit zum Wwoofen gibt. Als Kindergärtnerin.
Eine Nachricht. Eine Antwort. Wir sind herzlich eingeladen und sitzen schon am nächsten Tag auf dem Schiff Richtung Kinderparadies.
Helene und Hubert haben selber zwei Kinder und sind vor drei Jahren mit ihrem Boot aus Frankreich in die Südsee gekommen. Seitdem leben sie auf Moorea und haben hier einen kleinen Kindergarten ins Leben gerufen. Hauptsächlich für die einheimischen Kinder. Aber auch für kleine Einwanderer.
Und für die nächsten Tage auch für uns. Jeden Morgen muss ich zwei Stunden mit den Kleinen verbringen. Basteln. Malen. Singen. Maxi mittendrin. Denn während ich für unsere Unterkunft das Animationsprogramm auspacke, hat er jede Menge Spaß. Kontakt zu anderen Kindern. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Und gleichzeitig ein bisschen mehr Erspartes in unserem Portemonnaie. Denn neben dem Leben ist auch das Essen für uns inklusive. Perfekt, bei den völlig überteuerten Preisen im Supermarkt. Ausserdem noch ziemlich nett, denn die kleine Französische Familie ist ein super Gastgeber mit denen wir auch ausserhalb des Kindergartens gerne Zeit verbringen. Gemeinsam durch die Gegend wandern oder Ausflüge zu geheimen Stränden unternehmen.
Wwoofen mit Kind? Weltweit!
Dass Maxi und ich unseren ersten Platz zum Wwoofen gefunden haben, war natürlich absoluter Zufall. Muss es aber nicht. Verschiedene Plattformen im Internet bieten unzählige Plätze zum WWoofen an. Weltweit. Viele davon sind sogar familienfreundlich und an wundervollen Plätzen. Auch auf Facebook findest Du in den entsprechenden Gruppen immer wieder Angebote nach Orten aufgeteilt.
Was Du für Euer Heim auf Zeit tun musst, ist natürlich ganz individuell. Die Arbeit im Kindergarten für mich der absolute Glücksgriff und zeitlich auch einfach machbar.
Oft geht es um kleine Arbeiten im Haus oder auf Höfen. Die Meisten davon sind sogar auf Bio ausgerichtet. Ausserdem hast Du die Möglichkeit schnell Kontakt zu den Einheimischen aufzubauen. Dich gleichzeitig aber auch mit anderen Reisenden auszutauschen.
Wie die Enten laufen die Kleinen hinter mir her. Hand in Hand. Wir sind auf dem Weg zum Hafen um die Ecke. Die ankommenden Schiffe beobachten. Steine ins Meer werfen. Die Sonne spiegelt sich im glasklaren Wasser. Die Kinder rennen wild umher. Maxi ist ganz vorne mit dabei. Glücklich. Ausgelassen. Denn er hat Beides: Andere Kinder und mich. Rund um die Uhr.
Dass die Meisten davon nur Französisch sprechen, ist für ihn kein Problem. Die ersten Brocken spuckt er mittlerweile auch schon aus. Gemischt mit Deutschen Kinderliedern, die er immer wieder singt. Und dabei angestarrt wird. Von acht kleinen Augen. Umringt von den kleinen Zuhörern. Inmitten des Südpazifiks. In der Mitte der kleinen Insel Moorea. Wwoofen mit Kind macht uns glücklich. Und Dich vielleicht in Zukunft auch.
Mariam says
Hallo Janina,
danke für diesen tollen Einblick ins Woofing. Das werden wir auf unserer Weltreise mit unseren drei Töchtern auch ausprobieren ????
Sehr gerne hören wir auch Deinen Podcast ????❤
Liebe Grüße aus Palma von Familie Weltsprung
Janina says
Danke Ihr Lieben und ganz viele Grüße zurück aus Japan!!! Freue mich immer so sehr über so tolle Nachrichten 😉 Alles Gute für Euch!
Anne says
Liebe Janina,
ich lese und höre Eure spannenden Erlebnisse immer wieder gerne, auch wenn ich nicht mit einem Kind reise. Deine Geschichten und Beispiele sind ermutigend und machen gute Laune.
Liebe Grüße
Anne
Janina says
Liebe Anne, ich danke Dir für Deine Nachricht und freue mich, dass Du uns liest und hört!!! Ganz liebe Grüße aus Japan!
Lisa says
Hallo Janina,
wieder finde ich es einfach genial wie offen ihr auf die Welt zugeht. Irgendwann werde ich eine ähnliche Reise mit meinem kleinen Spatz unternehmen.
Viel Spaß und alles Liebe
Lisa
Janina says
Danke, liebe Lisa! Reisen mit Kind ist einfach das Beste!! Ganz liebe Grüße, gerade aus Taiwan 🙂