Es schüttet, wie aus Eimern. Und es ist kein Ende in Sicht. Der Himmel grau, die Straße nass. Und wir auch. Schnell parke ich unseren Roller am Straßenrand. Versuche mit glitschigen Händen unsere Regen Capes auseinander zu fummeln. Einmal grün für Max. Einmal orange für mich. Das einzig farbige, das sich momentan in meinem Blickfeld befindet.
Wieder rauf auf den Roller, rein ins nasse nicht ganz so große Vergnügen. Im Schritttempo geht’s nach Hause. Und mir auf die Nerven. Keine Ahnung, was heute los ist, aber: Ich bin genervt. Vom Regen. Von Bali. Von Allem.
Auf einmal steigt mir ein bekannter Duft in die Nase. Überlagert den Geruch nach Benzin, und nasser Straße. Ein Geruch, den ich kenne. Ein Geruch, den ich liebe. Ein Geruch, der mich an zu Hause erinnert. Und mich noch kälter erwischt, als der Regen. Der Geruch nach Pfannkuchen. Und im gleichen Moment nach Heimweh. Mist! Und nun?
Natürlich kann nicht jeder Tag unterwegs mit Deinem Kind ein absolutes Highlight sein. Auch im Paradies gibt es Höhen und Tiefen. Und das ist ganz normal. Für uns. Und für Euch. Das Wichtige dabei: Cool bleiben. Dann geht das Heimweh auf Reisen und die damit verbundene Sehnsucht mindestens genau so schnell wieder weg, wie sie gekommen ist.
1. Geht raus:
Auch, wenn Dir im Moment nicht wirklich danach ist: Geh mit Deinem Kind raus und entdecke die Welt. Oder den Ort, an dem Ihr momentan seid. Gönnt Euch Cafe, Pizza und Co. Und versucht mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen. So lernt ihr neue angesagte Plätze, und interessante Menschen kennen.
Wenn das Heimweh mal aufkommt, nützt es nämlich gar nichts, sich zu Hause unter der Decke zu verstecken und seine Gedanken auf Dauerschleife dudeln zu lassen. Lasst Euch lieber von Neuigkeiten berieseln. Selbst, wenn es nur für ein Stündchen ist. Egal. Hauptsache raus, und weg von den eigenen vier Wänden, die ab und zu ganz schön beengend sein können.
Mit Eis verschmierten Gesichtern und ein paar Kalorien extra im Gepäck, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Nicht nur für Dich, sondern auch für Dein Kind.
2. Seid verschwenderisch…
… und lasst es Euch gut gehen. Egal, was es kostet. Naja, fast. Denn so könnt Ihr den vorherigen Punkt direkt noch ein bisschen ausbauen und mit Massagen oder vielleicht sogar einer kleinen Shopping Tour ergänzen. Natürlich sollte es alles in den Budget Grenzen bleiben, aber ab und zu mal über die Stränge schlagen, kann auch gut tun. Gerade, wenn es mal nicht so super läuft.
So sehr wir auf unserer Reise auch versuchen, dem Konsum zu entkommen: Es fühlt sich dennoch mal ganz nett an, einen Nachmittag nach Ubud zu fahren, ein bisschen einzukaufen und entspannt nach einer wunderbaren Massage, mit frisch lackierten Fußnägeln und dem ein oder anderen Spielzeugauto im Rucksack wieder zurück nach Hause zu fahren. Das fühlt sich einfach gut an, und sollte ab und zu mal drin sein. Für Euch Beide! Denn auch Dein Kind wird merken, wenn es mal eine Sonderbehandlung gibt. Und die genauso genießen wie Du.
3. Findet neue Freunde:
Hört sich im ersten Moment vielleicht etwas komisch an, ist aber wirklich jede Mühe wert. Natürlich, kannst Du so etwas nicht erzwingen, aber doch ein bisschen unterstützend aktiv werden. Geht einfach dorthin, wo viele Menschen sind, und seid offen. Egal ob am Strand, im Cafe oder Restaurant:
Setzt Euch ruhig mal zu anderen Menschen dazu, oder geht auf andere Leute mit Kindern zu. Das mag am Anfang vielleicht ein bisschen befremdlich wirken, hat uns aber schon tolle Momente beschert. Und richtige Freundschaften gleich dazu.
Kinder sind hierbei eh der beste Tütenöffner, und eigentlich kannst Du Dich ganz entspannt zurück lehnen. Die meisten Menschen, die wir bis jetzt auf unserer Reise kennen gelernt haben, hat Maxi an Land gezogen. Wofür ich ihm ziemlich dankbar bin.
4. Ruft zu Hause an:
Es kann vielleicht das Heimweh im ersten Moment ein bisschen verstärken, wenn man die Stimmen der Lieben zu Hause hört. Aber das legt sich ganz schnell wieder, wenn Ihr erst einmal die spannendsten Neuigkeiten ausgetauscht habt. Und ein paar motivierende Worte noch direkt dazu kommen. Für mich das beste Heilmittel überhaupt. Denn sobald ich die Geschichten von zu Hause höre, und bemerke, dass wir eigentlich eh nicht so viel verpassen, gehts mir direkt besser.
Gute Alternative dazu: Sprachnachrichten auf WhatsApp verschicken. Fünf Minuten Monolog von Deiner Seite, in denen Du Dich richtig ausheulen kannst vs. fünf Minuten Aufbaukur von einer Freundin. Mein Favorit, da auch mit Zeitverschiebung gut realisierbar. Abends abschicken und am nächsten Morgen direkt nach dem Aufstehen eine schöne Nachricht erhalten. Schon geht alles wieder viel, viel besser.
5. Gib Dir Zeit:
Auch falls die obigen Tipps Dir aus irgendwelchen Gründen momentan gar nicht helfen. Buch nicht gleich den nächsten Rückflug für Dich und Dein Kind, sondern gebt Euch Zeit. Setzt Euch eine Frist. Wenn das schlechte Gefühl auch in einer Woche noch da ist, solltet Ihr vielleicht über einen Szenenwechsel nachdenken. Aber auf gar keinen Fall irgendwelche Kurzschluss Reaktionen ausführen. Das geht meistens nach hinten los. Denn schlechte Tage hat jeder Mal, auch zu Hause.
Versuch Dich darauf zu besinnen, was Ihr eigentlich gerade Tolles erlebt. Und was noch alles vor Euch liegt. Manchmal reicht ein kleiner Tapetenwechsel schon aus, um die Laune wieder anzuheben. Aber ob der direkt zurück nach Deutschland führen muss, würde ich mich an Eurer Stelle mehr als zweimal überlegen.
Wir sind da. Völlig durchnässt. Nicht bei uns zu Hause, sondern ein paar Straßen weiter. Eine Freundin hat uns spontan zu sich eingeladen. Zwei deutsche Kinder inclusive. Als sie uns die Tür öffnet, steigt mir ein penetranter Geruch in die Nase. Es riecht nicht mehr nach Benzin. Nicht mehr nach nasser Straße. Dafür umso stärker nach zu Hause. Es gibt Pfannkuchen. Mit Erdbeermarmelade und Zimt und Zucker.
Und für uns keinen Grund für Heimweh mehr. Denn jetzt wird es mir wieder bewusst: Max und ich haben unser zu Hause immer dabei. Auf der ganzen Welt. Egal, wo wir gerade sind. Neue Freunde inklusive. Und manchmal sogar Pfannkuchen.
Was machst Du gegen Heimweh auf Reisen mit Deinem Kind?
Sibylle says
Danke für Deine wertvollen Antiheimweh-Tipps. Wir gehen im Februar auf Weltreise und das Eine ider Andere kann ich mir sehr gut vorstellen ????. Ich lese gerne auf Eurem Blog, alles Gute aus der Schweiz.
Janina says
Vielen Dank! Ja, manchmal gibt’s auch traurige Momente unterwegs. Aber nur ganz, ganz, ganz selten. Und dann machen wir immer sofort etwas Schönes. Habt ganz viel Spaß auf Eurer Reise und freut Euch drauf 🙂 Liebe Grüße!
Sabrina says
Tolle Tipps, Janina! Danke dafür. 🙂 Ich glaube auch das es einfach menschlich ist und bei jedem einmal das Gefühl von Heimweh aufkommt. Das zeigt einem, dass man liebe Menschen zurück gelassen hat und kann gleichzeitig seinen Weg den man gerade geht, reflektieren. Nicht gleich aufgeben 🙂 Liebe Grüße Sabrina
Janina says
🙂
Gabi Rauch says
Heimweh und Fernweh nehmen sich da nix!!
Gefällt mir super gut, was und wie du das geschrieben hast!!
Janina says
Danke 🙂