Wir fahren mit unserem Roller von einem Supermarkt zum nächsten. Teilen uns auf, um die Gänge systematisch zu durchqueren. Jedes Regal, jedes Kühlfach wird inspiziert. Denn wir sind auf der Suche. Nach etwas ganz Besonderem. Der Wunsch danach hält uns bereits ein paar Stunden auf den Balinesischen Straßen.
Seit Monaten gibt es für uns nichts anderes zu trinken als Wasser. Stilles Wasser. Aus der Plastik Flasche. Jeden Tag mindestens zwei Liter davon. Wir haben genug. Und wollen mehr. Apfelsaft. Und Wasser mit Bitzel. Seit Stunden klappern wir die Warungs in Canggu ab. Nach der perfekten Mischung.
Nach der perfekten Apfelschorle. So wie in Deutschland.
Auf Bali war es eindeutig noch mal eine ganz andere Nummer. Das Essen. Die Menschen. Die Umgebung. Gerade für Maxi war es zu Anfang schon eine Umgewöhnung. Die für die meisten Kinder zwar schneller geht, als Du im ersten Moment denkst. Dennoch da ist. Andere Länder. Andere Sitten.
Und es gab natürlich nicht nur in Indonesien Momente, in denen wir Gedanken an Deutschland haben. Und es auch hier in Australien ab und zu tun. Heimweh auf Reisen gehört einfach dazu. Etwas zu vermissen. Auch wenn es nur eine gut gekühlte, frisch gemischte Apfelschorle ist.
Essen:
Down Under, hier auf der anderen Seite der Welt allerdings immer weniger. Denn es hat mich von Anfang an sehr an Deutschland erinnert. Oder zumindest Europa. Liegt vielleicht auch an den vielen Deutschen, die wir hier immer wieder entdecken.
Gerade was das Leben inklusive Einkaufen angeht, ist es wirklich kein großer Unterschied. Auf Bali hatte Maxi schnell genug vom Indonesischen Essen. Hat sich immer mehr nach heimischen Gerichten gesehnt. In Australien kochen und kaufen wir genau so wie zu Hause.
Supermärkte, Einkaufszentren, Lebensmittel: Bis jetzt habe ich hier noch nichts vermisst, was es bei uns in Deutschland gibt. Selbst das berüchtigte „Deutsche“ Brot, was die meisten Reisenden unterwegs herbei sehnen, kannst Du hier an jeder Ecke kaufen. Nach Belieben belegen.
Und dazu unheimlich leckeren Apfelsaft trinken. Gemischt mit eiskaltem Mineralwasser.
Landschaft:
Auch was die Umgebung angeht, haben wir hier unterwegs mehr zu entdecken, als zu Hause. Auf Bali war es schon ein absolutes Privileg so nah am Meer zu leben. Jeden Tag in die Wellen springen zu können. Surfen. Am Strand spielen. Den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein.
Oft muss ich darüber nachdenken, wie das Wetter in dieser Jahreszeit in Deutschland ist. Wie dunkel. Wie kalt. Wie nass. Dass sich das Meiste des Tages drinnen abspielen muss, weil es draussen einfach zu ungemütlich ist.
In Australien fasziniert mich am Meisten die Abwechslung: Regenwald. Strand. Wüste.
Wenn wir von einem Ort zum nächsten fahren, durchqueren wir oft ganz unterschiedliche Vegetationen. Und wir können uns gar nicht satt sehen. Selbst stundenlange Autofahrten sind für Max kein Problem. Mit Hörspiel im Ohr und dieser wunderschönen Natur vor dem Auge, schaut er fasziniert aus dem Fenster. Und entdeckt immer wieder etwas Neues. Hoppelnde Kängurus und Koalas, die in den Bäumen sitzen gehören natürlich auch dazu.
Mama, Papa und der Rest:
Weihnachten. Die besinnliche Zeit. Die familiäre Zeit. Für uns verläuft sie dieses Jahr nicht viel anders, als sonst. Von den Weihnachten, die Maxi bis jetzt erlebt hat, waren wir nur einmal in Deutschland. Den Rest der Zeit immer irgendwo in der Welt unterwegs. Winterliche Traditionen mit Weihnachtsmarkt besuchen, Plätzchen backen und Baum schmücken, kennt er so also gar nicht. Und vermisst es deshalb auch nicht.
Mit geht es nicht anders. Denn obwohl es vielleicht komisch ist, Weihnachten in absolutem Sonnenschein zu verbringen, genieße ich es sehr. Es ist ein großer Unterschied zu unseren Traditionen, aber auf keinen Fall schlechter. Mir gefällt es sogar besser.
Und ich muss jedes Mal lachen, wenn wir das traditionelle Weihnachtsfoto aufnehmen. Mit roter Zipfelmütze auf dem Kopf und Meer und Strand im Rücken. Es könnte tatsächlich schlechter sein. Und kälter.
Auch unsere Familie und Freunde fehlen uns unterwegs nur selten. Denn sie sind eh immer mit dabei. Manche sogar mehr, als zu Hause in Deutschland. Dank Skype, WhatsApp Nachrichten oder sonstige Kontaktmöglichkeiten, bricht die Verbindung zu den Menschen, die uns wichtig sind auch am anderen Ende der Welt nicht ab. Wird teilweise sogar intensiver.
Natürlich gibt es Momente, an denen ich die physische Anwesenheit vertrauter Personen vermisse. Aber es hält sich in Grenzen. Denn Maxi und ich haben uns. Und den Rest der Welt dazu. Unterwegs haben wir schon so viele tolle Menschen kennen gelernt, die uns auf unserem Weg begleiten. Und für uns da sind.
Erlebnisse mit uns teilen. Erfahrungen austauschen. Lachen und ab uns zu mal weinen. Je nach Situation. Je nach Land.
Wir sind zwar weit weg. Lange weg. Aber es fühlt sich nicht danach an. Ganz im Gegenteil. Wir sind beide so glücklich. Genießen jeden Tag, und die Dinge, die wir hier unterwegs erleben. Ausserdem haben wir uns. Und so viel mehr. Es ist ein absehbarere Zeitraum, in dem wir so leben können, wie wir es gerade tun. Und ich habe das Gefühl, dass sich selbst Maxi dessen bewusst ist. Es genießt und in sich aufsaugt.
Jeden Abend liegen wir hier in Australien in unserem Bus. Lauschen den vielen Tieren und dem Rauschen des Meeres um uns herum. Und den Geschichten, die wir am Tag erlebt haben.
Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Einem im Dezember schwitzendem, glücklichen Kind in meinem Arm. Zwei vor Freude hüpfenden Herzen in der Brust. Und einer frisch gemischten Apfelschorle in der Hand. Für zu viele Gedanken an Deutschland oder vermissende Szenarien ist da eindeutig kein Platz.
Was vermisst Du auf Reisen mit Deinem Kind? Was fehlt Euch am Meisten?
Marianna says
Klingt spitze wie immer. Schnee würde die Kälte hier wenigstens ein klein wenig rechtfertigen und Kindheitserinnerungen aufleben lassen. Leider gibt es keinen davon, also würden wir wohl auch nichts vermissen. Bin sehr gespannt wie es bei euch weitergeht! Liebe Grüße aus dem Süden Österreichs
Janina says
Danke liebe Marianna, das sind wir auch: Gespannt, wie es bei uns weiter geht. Jetzt sind wir ja erstmal noch ein bisschen hier in Australien… Viele Grüße!!!
Kerstin says
Hallo Janina,
Ich bin zwar nicht auf Weltreise, aber ich wohne schon seit 5 Jahren mit meiner Familie in Virginia, nicht weit vom Meer. Am Anfang war ich ziemlich oft auf der Suche nach deutschen Produkten, inzwischen leben wir mit dem was wir bekommen, Brot und Bratwurst machen wir selbst.
Naechstes Jahr muessen wir leider zurück und was ich am meisten vermissen werde, ist das schöne Wetter hier. Zwar nicht so heiß wie in Australien oder Bali, aber teilweise angenehme Temperaturen bis in den Dezember.,
Home is, where the heart is!
Genießt euren Trip. Wann geht’s zurück?
Kommt gut ins neue Jahr ????
Janina says
Home is where the heart is, liebe Kerstin. In dem Fall sind wir gerade in Australien zu Hause 🙂 Schicken Euch ganz viele Grüße und genießt Euer letztes Jahr in Virginia…