Ich sitze vor unserem Van. Und kann es fast nicht glauben. Maxi schnarcht noch vor sich hin. Über mir fliegen wilde Papageien umher. Das kleine Wallaby neben mir, versucht mich mit seinen angewinkelten Pfoten an meinen Füßen zu kitzeln.
Mein frisch gekochter Cafe steht griffbereit. Das Laptop liegt auf dem Schoß. Was ich vor mir sehe, könnte nicht schöner sein. Und sich nicht besser anfühlen.
Die Skyline von Townsville. Das Meer. Die Bucht. Die Wellen, die ganz langsam gegen die Felsen plätschern, auf denen ich sitze. Die Sonne, die in meinem Rücken langsam aufgeht. Wir sind ganz allein. Denn ausser uns ist hier niemand. Wildes Camping deluxe. An diesem magischen Ort auf Magnetic Island.
Dieses wundervolle Land bietet so viele Plätze für alle. Und so viele Möglichkeiten sie ganz alleine zu genießen. In den verstecktesten Winkeln. Immer wieder Neues zu entdecken. Und Dich selbst dazu. Auf Eurem Roadtrip. Auf geht’s zum Camping mit Kind in Australien.
Was machen?
Als ich das erste Mal die Karte von Australien vor mir auf dem Küchentisch in München ausgebreitet hatte, war ich erstmal überfordert. Ziemlich groß das Ganze. Und dann doch recht schnell klar, wo die Reise lang gehen soll.
Obwohl es wirklich so viel in Australien zu entdecken gibt, habe ich mich für die Ostküste entschieden. Von oben nach unten. Cairns bis Melbourne. In drei Monaten.
Regenwald. Strände. Surfen. Vielleicht mal ein kleiner Ausflug ins Outback. Super Wahl.
Denn unsere Route hat uns von Anfang an in ihren Bann gezogen. So abwechslungsreich. So schön.
Wohin?
Wir haben ja noch ein paar Kilometer vor uns, aber das, was wir bis jetzt gesehen haben, hat uns verzaubert. Von Cairns sind wir erstmal weiter nördlich in den Daintree gefahren. Dem ältesten Regenwald der Welt. Und der schönsten Natur, die ich je gesehen habe. So unberührt. So wild. So wundervoll.
Auf dem Weg zurück nach Süden haben wir deswegen immer ein bisschen abgewechselt. Mal sind wir am Meer entlang gefahren. Mal haben wir wieder im Regenwald geschlafen. Denn beides hat seinen Charme. Und Abwechslung tut gut.
Lass Dich einfach treiben, und dort hinführen, wo Ihr Lust drauf habt. Große Planung kannst Du Dir sparen, denn eigentlich ist es nur wichtig zu wissen, wo Ihr die Nacht schlafen könnt. Der Rest ergibt sich von ganz allein.
Mit wem?
Am Anfang dachte ich noch, wir könnten ein Auto mieten. So wie es die Meisten hier machen. Online buchen. Am Flughafen abholen. Viel Geld bezahlen.
Die andere und viel bessere Variante ist allerdings, ein hübsches Gefährt zu kaufen, und im Anschluss wieder zu verkaufen. Selber Preis, wie die temporäre Variante. Danach aber zum gleichen Preis wieder zu verscheuern. Natürlich musst Du im Vorfeld ein bisschen recherchieren, aber es lohnt sich auf jeden Fall.
Ich hatte unseren Johnny, einen alten Toyota Town Ace direkt bei Gumtree gefunden. Guter Zustand. Guter Preis. Guter Verkäufer. Ausgestattet mit ein bisschen Dekoration von Bali, ist er innerhalb weniger Stunden zu unserem neuen zu Hause geworden. Auf das wir uns verlassen können. Schnurrt wie ein Kätzchen, bietet genug Platz für uns beide und hat Alles, was wir brauchen.
Auch die Ummeldung auf meinen Namen war vor Ort gar kein Problem. Fühlt sich schon ziemlich Australisch an, mit dem eigenen Auto, mit Queensland Kennzeichen durch die Gegend zu fetzen. Nur „Men at work“ in Dauerschleife lässt uns manchmal doch ein bisschen aus der Reihe der Einheimischen fallen. Sorgt für schmunzelnde Gesichter an der ein oder anderen Ampel.
Wo schlafen?
Die ersten Nächte haben wir uns ganz brav auf Campingplätze gestellt, und dafür ordentlich Geld lassen müssen. Bis ich gemerkt habe, dass es auch ganz anders geht.
Die einfachste Variante sind verschiedene Apps, wie WikiCamp oder CamperMate auf dem Handy zu installieren, und einfach immer zu schauen, wo der nächste Platz ist. Der nächste kostenlose Platz. Denn davon gibt es unglaublich Viele. Und wunderschöne.
Da wir sowohl frisches Wasser als auch einen kleinen Gaskocher dabei haben, und nicht unbedingt alle 24 Stunden eine Dusche von innen sehen müssen, sparen wir hier schon eine ganze Menge Geld. An tollen Orten, mit tollen Nachbarn. Denn auf den kostenlosen Plätzen sind meistens auch andere Australier unterwegs, und Ihr könnt schnell Kontakt zu Einheimischen finden. Die uns im Anschluss direkt wieder Tipps für die nächsten Übernachtungen geben, und uns teilweise sogar ein Stück auf unserem Weg begleiten.
Da wir oft richtig weit ab vom Schuss unterwegs sind, ist es auch gar kein Problem, uns in Flüssen oder Seen zu duschen.
Einfach an die nächste Liane schwingen, ins Wasser hüpfen und mit biologisch abbaubarem Shampoo keine zerstörerischen Spuren hinterlassen.
Maxi hat dabei den größten Spaß, und ist schon ein richtiger kleiner Mogli geworden. Wenn er abends mit strahlendem Gesicht, und selbst geschnitzten Speer um unser Lagerfeuer wandert, und auf sein Stockbrot wartet. Keep it simple.
Falls wir nichts Schönes finden, haben wir uns auch schon einfach irgendwo an die Straße gestellt. Oder hier in die Steinbucht auf Magnetic Island. Solange Du keine „no camping“ Schild entdeckst, und ein bisschen Mut mitbringst, funktioniert das wunderbar. Selbst, wenn Dich die Polizei ansprechen sollte, hast Du mit Kind immer ein Ausrede parat:
In Australien passieren sehr viele Unfälle wegen Übermüdung am Steuer. Unzählige Schilder und Werbekampagnen fordern Dich deshalb darauf auf, anzuhalten und zu pausieren, wenn Du müde bist. Und das kannst Du ja schließlich auch an wunderschönen Plätzen machen.
Wir haben vor ein paar Tagen allerdings noch eine viel bessere Variante entdeckt: Einfahrten Surfing.
Durch Zufall hatte ich auf Magnetic Island zwei Mädels kennen gelernt, die als Couchsurferinnen unterwegs sind. Also kostenlos bei Einheimischen auf dem Sofa übernachten. Daraufhin habe ich ihren „Vermieter“ gefragt, ob wir uns nicht einfach in die Einfahrt stellen können, dort schlafen und am nächsten Tag vielleicht mal kurz unter die Dusche springen dürfen.
Da die Einheimischen hier so unglaublich gastfreundlich sind, war es natürlich kein Problem. Und unser neues Lieblings Konzept für’s Camping mit Kind in Australien geboren.
Wir sind dann sogar direkt länger geblieben, denn der Inhaber der Einfahrt hat sich als perfekter Fremdenführer entpuppt, und uns innerhalb der nächsten Tage die ganze Insel gezeigt. Am Ende haben wir sogar noch ein Care Paket für die Reise mitbekommen, und die Adresse einer Freundin. Auch mit Parkmöglichkeit vor der Tür, auf unserer Route Richtung Süden.
Und der Rest?
Läuft eigentlich wie von selbst. Mit ein paar kleinen Tipps im Handschuhfach sogar noch ein bisschen besser. Maxi und ich sind in Deutschland schon viel mit unserem alten VW Bus unterwegs. Campen also nicht zum ersten Mal. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die Euer Leben im Van noch etwas einfacher gestalten können. Und Stress vermeiden:
Benzin:
Auf Bali ist es mir des Öfteren passiert, dass ich den Tank komplett leer gefahren habe, und wir mit dem Roller einfach stehen geblieben sind. War kein Problem. Die nächste Flasche mit Benzin stand meistens nur ein paar Meter entfernt. Hier in Australien würde ich Dir das nicht empfehlen.
Häufig liegen zwischen den einzelnen Tankstellen einige Kilometer, weswegen ich eigentlich schon immer tanke, wenn die Nadel bei der Hälfte steht. Denn bei gefühlt 1000 Grad im Schatten zusammen mit Deinem Kind auf einer ziemlich leeren Straße irgendwo in der Wildnis zu stehen, ist eher unpraktisch. Und unnötig. Also lieber einmal mehr tanken, und ganz entspannt unterwegs sein.
Strom:
Wir haben in unserem Johnny keine zweite Batterie, und somit keinen Strom, wenn wir nicht fahren. Deswegen habe ich einen Konverter im Auto, der an den Zigarettenanzünder passt. Einfach reinstecken, und Laptop und Co. an der anderen Seite dranhängen. Funktioniert wunderbar, und wenn Du immer daran denkst, Eure Geräte bei der Fahrt aufzuladen, eine super Sache.
Essen:
Als Kühlschrank benutzen wir eine kleine Kühlbox aus dem Supermarkt. Die reicht von der Größe für ein bisschen Milch, Käse und die ein oder andere Tafel Schokolade. Die passenden Kühlakkus dazu versuche ich regelmäßig irgendwo einzufrieren. Entweder bei anderen Campern, die ein Gefrierfach im Auto haben, oder in Läden, die irgendwo in der Nähe unseres Schlafplatzes sind. Klappt bis jetzt wunderbar.
Der einzige Vorteil, den Du bei kostenpflichtigen Campingplätzen hast, ist die Möglichkeit Euer Essen richtig zu kühlen. Dauerhaft. Aber mit ein bisschen Übung und Planung, bekommt Ihr das auch mit der kühlenden Box hin.
Noch ein praktischer Nebeneffekt auf den Plätzen ist die Tatsache, dass viele Camper bald nach Hause fliegen und ihre Reste verschenken. Da habe ich besonders in den ersten Tagen von Alufolie, über Tupperboxen bis hin zu Nutella einiges eingesammelt.
Tageszeiten:
Auf Bali bin ich häufig schon zum Sonnenaufgang aufgestanden, und in Australien habe ich das Ganze noch perfektioniert. Da wir tagsüber immer ziemlich viel erleben, sind wir beide abends richtig platt. Gehen oft schon um 20h ins Bett, und zumindest ich stehe am Morgen mit der Sonne auf.
Entweder ich arbeite ein bisschen, oder ich bereite schon alles für die Weiterfahrt vor. Gerade, wenn wir etwas längere Strecken vor uns haben und noch nicht ganz genau wissen, wo wir schlafen werden.
Plane da lieber etwas mehr Zeit ein, bevor es abends dunkel wird. Es ist uns nämlich auch schon passiert, dass ein angesteuerter Schlafplatz nicht so toll war, und wir dann ganz spontan noch weiter zum Nächsten gefahren sind. Das ist natürlich am Besten, wenn es noch nicht zu spät ist, und Ihr ein bisschen zeitlichen Puffer habt.
Hinter mir fängt es an, sich zu bewegen. Johnny wackelt und auf einmal steckt ein kleiner, blonder Kopf aus dem Fenster. Ganz verwuschelt. Wie ein kleines Meerschweinchen guckt er mich an. Frühstück!
Mit Blick auf das Meer schmeisse ich unseren Gaskocher an. Es gibt Pfannkuchen. Die besten überhaupt. Unsere Finger sind voller Zimt und Zucker. Bei Maxi klebt das halbe Gesicht. Die Wallabies gucken uns mit großen Augen an. Setzen sich direkt neben uns.
Freier geht es kaum. Und glücklicher auch nicht.
Nach ein paar Nächten hier auf Magnetic Island fahren wir heute weiter. On the road again. Rein ins nächste Abenteuer. Mal gucken, wo unser Johnny uns hinführt.
„I come from a land Down Under…“ schmettert es uns aus dem Autoradio entgegen. Der perfekte Soundtrack für den perfekten Roadtrip mit Kind durch Australien.
Welche Erfahrungen hast Du beim Camping mit Kind in Australien gemacht?
Sabine Nopper says
Hallo Janina und auch für dich , lieber Max ein herzliches Hallo!
Es grüßt euch Sabine und Sandy!
Erst einmal einen einen schönen, besinnlichen und wunderbaren heiligen Abend für euch. Wir hoffen es hat geklappt, das ihr in Byron Bay die Zeit verbringen könnt. So war es ja geplant, hattest du uns erzählt, als wir uns auf den Campingplatz getroffen haben.
Es ist eine so schöne und unglaubliche Begegnung! Wir unterhalten uns oft
darüber, kommen immer noch ins staunen, wie aufgeweckt und zauberhaft Max uns begegnet ist. Es ist so ein krasses Gefühl, dein Blog zu verfolgen, weil man so mitfühlen kann. Die Orte, Strände und ja du hast recht, die Australier sind super nett!!
Habt weiterhin eine tolle Zeit, super guten Rutsch und wir sind gespannt auf neue Eindrücke!
Liebe Grüße Sabine und Sandy
Janina says
Ihr Lieben, oh ich freue mich von Euch zu lesen. Geht es Euch gut back in Germany? Wir sind momentan bei Freunden an der Gold Coast, Sylvester geht es wieder in den Busch. Australien hat so viel zu bieten und wir genießen es total. Byron kommt auch bald, und dort bleiben wir dann erstmal 🙂
Fühlt Euch ganz fest gedrückt, und schnappt Euch die Wärme, die ich euch schicke! Alles Liebe und bis bald, Janina (Maxi pennt gerade noch, ganz erschöpft von zweimal Weihnachten feiern: Einmal Deutsch am 24., und einmal Aussie Style gestern…)