Erst Blau. Dann gelb. Mittlerweile fast lila. Von Minute zu Minute färbt sich der Himmel in eine andere Farbe. Bestes Kino. Beste Natur. Und wir mittendrin. Mit einem Butterbrot in der Hand sitzen wir in der ersten Reihe. Auf einer kleinen Klippe. Außer uns ist niemand hier. Ungefähr zwei Meter trennen uns vom Meer. Von einem Strand, der weißer fast nicht sein könnte. Von einem Wasser, das türkis blau funkelt. Strahlt. So wie unsere Gesichter.
Vier vom Strand schmutzige Füße hängen aus dem kleinen Kofferraum. Zwei vom Wasser salzige Körper sind in die warme Decke eingehüllt. Aneinander gekuschelt. Durch Zufall haben wir diesen Platz hier gefunden. Auf einer kleinen Halbinsel im Norden Neuseelands.
Und wir bleiben. Für die Nacht. Mitten im Nirgendwo. Weit weg von der nächsten Zivilisation. Ganz nah bei uns. Mein Herz hüpft in solchen Momenten. Kann sich vor Freude kaum beruhigen. Und dabei doch so entspannt sein. Glücklich. Wir sind glücklich. Mehr als das. Mittlerweile. Denn unser Start hier in Neuseeland mit Kind war eher unglücklich. Mehr als das.
Skateboards in Australien:
Bis jetzt hatten wir wirklich nie Probleme. Mit unseren Skateboards. Nirgendwo auf der Welt. Seit Jahren. Bis heute. Hier in Australien. Am Flughafen Melbourne. Seit mehr als einer Stunde diskutiert die Dame am Check In mit ihren Kollegen über die Zukunft unserer Bretter. Und zieht am Ende ein grimmiges Gesicht. Die Skateboards müssen hier bleiben. Oder für insgesamt mehr als 200 Euro eingechecked werden. Danke, nein.
Mit wehenden Fahnen, hüpfenden Rucksäcken und meinem Handy am Ohr rasen wir Richtung Gate. Freunde von mir holen die Bretter später wieder ab. Flughafenpersonal ruft uns bereits jetzt aus.
Die ganze Aktion hat länger gedauert, als gedacht. Das Flugzeug ist noch weiter weg, als erhofft. Am Ende schaffen wir es rechtzeitig. Gerade so. Können wieder durchatmen. Gerade so.
Autos und Hostels in Neuseeland:
Ein paar Stunden später. Ein paar Kilometer weiter. Schon vor Wochen hatte ich mit einem anderen Backpacker Kontakt. Der sein Auto loswerden will. Uns mit ihm direkt am Flughafen verabredet. Probefahrt. Autokauf. Reisestart. Neuseeland. So der Plan.
Sorry, habe das Auto gerade verkauft.
So die Nachricht. Ein paar Minuten vor Landung. Ein paar Minuten später finden Maxi und ich in der Schlange beim Zoll ein paar andere Deutsche. Mit einer neuen Idee. Ein Hostel in Auckland. Ein Bett für die Nacht. Eine Dusche für uns Zwei. Ein paar Stunden Zeit für einen neuen Plan. Klingt super.
Ist es aber nicht. Denn Kinder unter 18 dürfen hier nicht bleiben. Höchstens vor der Tür. In einem Auto. Das muss also schnellstens her.
Im Internet finde ich einen gebrauchten Kombi. Sieht gut aus. Fährt gut rum. Ist nicht teuer. Ist gekauft.
Kreditkarten auf Bali:
Nach der Probefahrt geht’s zum nächsten Geldautomaten. Allerdings ohne Geld. Beim Abheben auf Bali hat jemand meine Daten geklaut. Sie im Anschluss im Internet verkauft. Vor ein paar Monaten. Die Bank daraufhin sofort meine Karte gesperrt. Vor ein paar Stunden.
Kein Geld für die Betrüger irgendwo auf der Welt. Kein Geld für mich irgendwo in Auckland. Über diverse andere Möglichkeiten komme ich am Ende an die Kohle. Kann das Auto bezahlen. Vor der Tür des Hotels parken. In unserem neuen Auto schlafen.
Was für ein Start. Was für ein Tag. Es kann nur besser werden. Es wird nur besser werden.
Am nächsten Morgen klappern wir diverse Läden ab. Statten uns mit Matratze, Campingkocher und kiloweise Schokolade aus. Für unseren Tripp. Für meine Nerven. Jetzt kann es losgehen. Neuseeland, wir kommen.
Wir im Paradies:
Und werden sofort belohnt. Mit einsamen Stränden. Verlassenen Buchten. Freundlichen Menschen. Schon die erste Nacht unterwegs und der dazugehörige Morgen entschädigen uns für Alles, was war. Bereiten uns vor auf Alles, was noch kommt.
Die Strecken, die wir tagsüber fahren sind kurz. Verglichen zu Australien. Die Plätze, die wir dabei finden sind wundervoll. Vergleichbar mit Australien. Und doch so anders. Das viele Grün. Die vielen Pflanzen. Die vielen Berge. Es könnte fast irgendwo in Bayern sein. Wären da nicht der weiße Sand und das blaue Wasser, das die Küsten umgibt.
Neun Wochen liegen vor uns. Neun Wochen voller Abenteuer. Neun Wochen voller Entdeckungen. Neun Wochen voller Neuseeland mit Kind. Ohne weitere Desaster. Hoffentlich. Ganz bestimmt!
Erst einer. Dann der Nächste. Mittlerweile immer mehr. Von Minute zu Minute färbt sich der Himmel in eine andere Farbe. Bestes Kino. Beste Natur. Und wir mittendrin.
Wir liegen in unserem neuen Auto. Auf unserer neuen Matratze. Die Köpfe hängen aus dem Kofferraum. Die Augen starren in den Himmel. Die Sterne zu uns herunter. Das Meer rauscht. Die Wellen preschen an die Felsen. Wir kuscheln uns aneinander. Zählen die Sternschnuppen. Lauschen dem Wasser.
Das Leben in der Natur. Das Leben im Nirgendwo. Das Leben, das in ein kleines Auto passt. Und für uns das riesige Glück bedeutet. Auch wenn der Anfang alles andere als perfekt war. Die nächsten Wochen werden es dafür umso mehr.
Denn wir sind in Neuseeland. Einem der schönsten Länder der Welt. An einem der schönsten Orte der Nordinsel. Und haben genug Zeit, um jeden Winkel davon zu entdecken. Kein Wunder, dass der Himmel strahlt. So wie unsere Gesichter.
Wie sah Dein schlimmster Start auf einer Reise mit Deinem Kind aus?
Gabi Rauch says
Hallo ihr 2 !!
Mensch Meier, das war ja ein stressiger Start, doch wie du ja schreibst, kann nur besser werden!!
Und man sieht mal wieder, wer ruhig bleibt, findet immer wieder eine Lösung!! Verzweiflung bringt nichts, nach vorne schauen!!
Geht eine Tür zu, öffnet sich meist eine neue, die am Ende vielleicht die bessere ist! Wie im Leben eben auch!! In fast allen Situationen gibt es eine Alternative, man muss nur wollen und mit positiven denken erreicht man sehr viel!!
Und Janina, es hätte mich auch sehr gewundert, wenn du diese Situation/ diesen Start nicht gemeistert hättest!!
Nun wünsche ich euch für Neuseeland, eine tolle Zeit, neue Abenteuer, neue liebe Menschen und ganz viele schöne neue Eindrücke!! Habt auch hier eine so tolle Zeit, wie die Zeit die hinter euch liegt!!
Liebe Grüße aus der sonnigen Pfalz , Gabi