Wir steigen aus dem Flugzeug aus. Es ist mitten in der Nacht. Die feuchte Hitze trifft uns wie eine Wand. Endlich. Wir sind zurück in den Tropen. Es riecht nach Blumen. Es riecht nach Meer. Es riecht nach Paradies. Drei Männer in traditionellen Gewändern stehen am Gate. Spielen Musik auf ihren Ukulelen. Maxi staunt mit großen Augen. Ich lache mit breitem Grinsen. Wir sind da. Mitten im Südpazifik. Und wissen eigentlich gar nicht wohin. Und vor Allem mit wem.

Papeete/ Tahiti
Draussen am Parkplatz halten wir Ausschau. Wonach, ist noch nicht ganz klar. Franzose. Mein Alter. Sehr wahrscheinlich nett. Sehr wahrscheinlich hier. Und schon kommen sie auf uns zu. Zwei Blumenketten. Ein freudiges Lachen.
Ich bin Maxence. Herzlich Willkommen auf Tahiti. Herzlich Willkommen zu Hause.
Küsschen rechts. Küsschen links. Wir sind angekommen. Und fühlen uns direkt wie Einheimische. Denn das werden wir hier wieder haben. Ein Heim. Am anderen Ende der Welt. Mit Maxence an unserer Seite.
Noch vor ein paar Tagen in Neuseeland wusste ich nicht, wo wir auf Tahiti bleiben werden. Für die erste Nacht. Denn planen lasse ich mittlerweile bleiben. Lieber Platz lassen. Für Spontanität. Für Abenteuer. Für Entdeckungen. So wie Maxence.
Ein Freund aus Neuseeland hatte mir von ihm erzählt. Einem ehemaligen Studienkollegen aus Frankreich. Der hier auf Tahiti wohnt. Nett ist. Und uns vielleicht für ein paar Tage aufnehmen kann. Eine SMS. Eine Antwort: Ja klar. Ich hole euch ab. Und so fahren wir in einem kleinen Französischen Auto durch das kleine Polynesische Papeete. Vorbei an den typischen Hotels. Hinein in das echte Tahiti. Hinein in das echte Inselleben. Und das ist irgendwie immer ein bisschen anders. Immer ein bisschen persönlicher. Immer ein bisschen netter. Hat uns schon auf Bali in seinen Bann gezogen. Und lange gehalten.
Raus auf die Straße:
Am nächsten Morgen stehen wir im Stadtzentrum von Papeete. Mitten im Gewusel. Mission Kokosnuss. Mission Markt. Wo der ist, weiß ich allerdings nicht. Muss ich auch nicht. Denn die Frau neben uns hilft uns gerne. Nimmt uns direkt mit. Und stellt uns auf dem Weg ihren ganzen Freunden vor. Mit einigen Küsschen mehr auf unseren Wangen kommen wir an. Werden mit Umarmungen vom Kokosnuss Verkäufer begrüßt. Fühlt sich fast an wie in München. An der Kasse vom Edeka. Aber auch nur fast.
Rein ins Auto:
Die Hände sind ausgestreckt. Die schönsten Lächeln aufgesetzt. Tahiti mit Kind sei teuer. Den Spruch höre ich seit Monaten. In Australien konnten wir uns gut durchschlagen. Neuseeland war eher Tiefpunkt. Tahiti wird sich zeigen. Doch Taxi oder Bus fahren kommt momentan nicht in Frage. Wir müssen erst einmal sparen. Wo es nur geht. Also halten wir die Daumen raus. Und sitzen gefühlt zehn Sekunden später bei Mareva im Auto.

Mahina/ Tahiti
Die Blume in ihrem Haar leuchtet. Das gaze Gesicht strahlt. Noch mehr, als ich ihr von unserer Reise erzähle. Von unseren Erlebnissen. Von unseren Abenteuern. Sie wohnt mit ihren Eltern und zwei Geschwistern am anderen Ende der Insel. Direkt am Meer. Wir tauschen unsere Nummern aus. Vielleicht können wir uns ja mal zum Essen verabreden. Oder zum Schwimmen.
… und per Anhalter zu den Einheimischen:
Oder gleich bei ihr einziehen. Ein paar Stunden später bekomme ich eine Nachricht.
Habt Ihr Lust ein paar Tag bei uns zu wohnen? Meine Eltern würden sich freuen!
Und so sitzen wir am nächsten Tag zusammen mit der ganzen Familie an einem großen Tisch. Das Haus ist einfach, aber irgendwie gemütlich. An den Wänden hängen gemalte Bilder. Auf dem Boden liegen geflochtene Matten. Tanten. Onkel. Großeltern. Alle da. Wir auch.

Mahina/ Tahiti
Max spielt mit dem kleinen Bruder. Ich erzähle von Deutschland. Wo wir herkommen. Wo wir hin reisen. Wieso, weshalb, warum. Und werde mit Fragen bombardiert. Niemand aus der Familie hat die Südsee jemals verlassen. Die meisten noch nicht einmal Tahiti. Marevas Mutter arbeitet im Supermarkt um die Ecke. Der Vater verkauft Tickets im Kino in Papeete. Viel haben sie offensichtlich nicht. Und teilen trotzdem Alles mit uns. Auch neue Erkenntnisse.
Denn dass wir Vegetarier sind und somit keine Fleisch essen, können sie nicht so wirklich verstehen. Oder dass ich keinen Ehemann an meiner Seite habe. Online arbeite und uns dadurch die ganze Reise finanziere. Unsere Leben sind mehr als verschieden. Und treffen sich dennoch an einem wichtigen Punkt. Purer Lebensfreude.

Mahina/ Tahiti
Es wird gelacht. Erzählt. Gesungen. Zwischendurch regnet es Umarmungen. Herzlichkeit. Und dicke tropische Tropfen auf das Blechdach der Terrasse.
In der Nacht liegen wir auf einer Matratze in unserem kleinen Zimmer. Die Wände sind lila. Die Mücken laut. Maxi verschwitzt. Meine Seele glücklich. Vor weniger als 48 Stunden sind wir auf Tahiti angekommen. Ohne geschlossenen Plan. Dafür mit offenen Herzen. Urvertrauen in unserem Rucksack. Dem Universum in unserem Gepäck. Und werden dafür belohnt. Immer wieder. Tag für Tag.
Hast du denn gar keine Angst? So ganze alleine. Mit einem kleinen Kind. In einer großen Welt.
Der Satz kommt mir oft in den Sinn. Die Frage, die mir vor unserer Reise immer wieder gestellt wurde. Und sich immer mehr erübrigt. Je länger wir reisen. Je weiter wir kommen. Weg von Deutschland. Weg von Ängsten. Weg von Zweifeln.
Vor wenigen Stunden kannten wir hier auf Tahiti niemanden. Jetzt sind wir Teil einer Polynesischen Familie. Die sich um uns kümmert. Uns beschützt. Wir sind da. Mitten im Südpazifik. Wissen auf einmal ganz genau wohin. Und vor Allem mit wem.
Wie nimmst Du auf Reisen mit Deinem Kind Kontakt zu Einheimischen auf?
“Per Anhalter durch die Welt” sollte das Buch heißen, dass du mal schreibst. Eine knackige Unterzeile muss halt noch her!
🙂