Ein Traum in Lila: Max und sein Indonesischer Kindergarten

Wie ein paar kleine Blumen sitzen sie im Kreis. Lila Blumen: Hose und T-Shirt farblich perfekt aufeinander abgestimmt. Die schwarzen Haare reflektieren in der Sonne. Das gelbe Exemplar reisst sich von meiner Hand und rennt direkt auf die Anderen zu. Als blonde Version des Ganzen.

Mit einem breiten Grinsen dreht es sich noch einmal zu mir um und winkt.

Sampai jumpa, Mami.

Bis später, mein Schatz. Und schon ist er verschwunden. Hinein ins Kindergarten Getümmel. Es ist 7:30 und es kommt mir manchmal fast ein bisschen wie in München vor. An diesen ganz normalen Morgen. Und doch so anders: Denn wir sind über 12.000 Kilometer entfernt. Angekommen in unserem Balinesischen Alltag. Zeit für mich zum Surfen oder Arbeiten. Zeit für Maxi andere Kinder kennenzulernen und immer mehr Bahasa zu sprechen. Denn das wird von Tag zu Tag besser. Und macht ihn von Tag zu Tag mehr zu einem Teil des Ganzen hier.

Klassenzimmer Dekoration auf Indonesisch:

Inmitten des kleinen Klassenzimmers, von dem es im Kindergarten insgesamt drei gibt. Gemeinsam mit 15 anderen Kindern sitzt er auf den kleinen Stühlen. An den Wänden hängen Poster mit Indonesischen Wörtern, bunt gemalte Bilder, Bastelwerke der kleinen Künstler. Doch deren Blick ist in Richtung Tafel gerichtet. Vor der steht die Erzieherin Bu und übt die Buchstaben mit ihnen. „Bu“ ist die Kurzform von „Ibu“, was so viel wie Mutter bedeutet.

14 Balinesische plus eine Deutsche kleine Stimme schmettern ihr die fremden Laute entgegen. In Richtung der drei Bilder, die hoch über ihr wachen. Die Fotos der Indonesischen Regierung. Sie sind schon im kindlichen Alltag präsent. Auch wenn von den Kleinen das niemand richtig wahrnimmt.

Was Maxi viel mehr erstaunt, ist das Frühstück der anderen Kinder. Während er mit Äpfeln, Studentenfutter oder Snake Fruit ins Rennen geht, sieht es in den restlichen Brotzeitboxen ein bisschen anders aus: Reis mit Hühnchen und scharfer Soße. Und gegessen wird das Ganze nicht in trauter Runde, sondern eher dann, wenn jeder Lust drauf hat. Natürlich mit den Händen.

Om Shanti für Kinder:

Viel wichtiger als heroische Bilder, die über den kleinen Köpfen thronen, sind hingegen die Zeremonien, die selbst im Kindergarten regelmäßig stattfinden. Dazu sind alle in ihre festlichen Sarongs gehüllt. Hand in Hand laufen sie zum Tempel nebenan um gemeinsam zu beten. Maxi ist daran schon gewöhnt, und findet es ganz normal. Weiß sogar schon, wie man den Segen empfängt. Und hat all das auf eine so wundervoll unaufdringliche Art gelernt, dass die Spiritualität ein richtiger Teil von unserem Leben hier geworden ist. Der nicht nur bis in den Kindergarten reicht, sondern viel weiter. Und uns beide immer mehr beeinflusst. Wenn nicht sogar immer mehr verändert.

Immer wieder Freitags…

… wird es sportlich. Und auch dazu gibt es die passende Bekleidung, die Alle tragen. Die gemütliche Variante in Lila. Selbst die Erzieherinnen. Und dann stellen sie sich auf dem Vorplatz des Tempels auf. Drei Reihen nebeneinander. Bu fest im Blick. Mit ihrem Mikrofon in der Hand singt sie irgendwelche sportlichen Lieder, die die Kinder zum Bewegen anregen soll. Die Meisten rennen allerdings nur wild umher, und schmeißen ihre Arme im Takt des Gesanges um sich herum. Maxi mittendrin.

Doch egal, wie wild sich die Kleinen aufführen, und wie unorganisiert das Ganze teilweise aussieht: Die Erzieherinnen haben die Ruhe weg. Immer. Und ein breites Lächeln auf dem Gesicht. So schön anzusehen, mit welcher Hingabe sie versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen. Ohne auch nur ein einziges Mal genervt zu wirken.

Maxi geht deswegen mittlerweile richtig gerne in den Kindergarten. Jeden Morgen. Außer Sonntags. Von 7:30 bis 10 Uhr. Denn dann ist bereits Schluss. Interessante Öffnungszeiten, wenn man sie mit Münchner Gegebenheiten vergleicht. Vor Allem, weil auch hier in Canggu die Eltern ja ganz normal arbeiten müssen. Irgendjemand aus der Familie steht dann trotzdem pünktlich um 10 Uhr am bunten Zaun, und lässt das junge Familienmitglied auf den Roller aufspringen.

Mein gelbes Exemplar kommt ebenfalls pünktlich um die Ecke geschossen. Mit blonden Haaren und einem breiten Grinsen.

Sampai jumpa besok, Bu Guru.

Bis morgen! Er gibt seiner Kindergärtnerin die Hand, und hält sie danach an seine kleine Stirn. Ein Zeichen des Respekts. Ein Zeichen, der Integration. Im Kreis dieser kleinen Blumen, von denen er gerade am Meisten leuchtet. Und glücklich ist. Mitten in unserem Balinesischen Alltags-Paradies.

Wie schaffst Du es am Besten Dein Kind auf Reisen in die fremde Kultur zu integrieren?