Es ist mitten in der Nacht. Wir liegen auf einem alten Sofa in mitten eines noch älteren Hauses. Max schläft in meinen Armen. Die Decke von sich gestrampelt. Die Stirn verschwitzt. Die Türen sind offen. Die Mücken aktiv. Im Zimmer nebenan fängt sich etwas an zu bewegen. Die Stimmen werden lauter. Die Tür geöffnet.
Guten Morgen. Wir müssen los. Manchmal kommen die Schiffe auch schon früher als geplant an.
Also sitzen wir zwei Minuten später auf den Rücksitzen eines Autos. Bepackt mit unserem Rucksack. Einer Decke. Essen. Wasser. Und fahren Richtung Hafen.
Container werden verladen. Gabelstapler rasen durch die Nacht. Der Vollmond strahlt. Unsere Gesichter auch. Denn ein paar Schritte weiter wartet schon unser nächstes Abenteuer auf uns. Mit einem Frachtschiff durch die Südsee. Zumindest ein Stück. Denn anstatt von einer Insel zur nächsten zu fliegen, haben wir uns für die einheimische Variante entschieden. Zwischen Containern. Kisten. Fahrzeugen.
Nach Abspräche mit dem Kapitän dürfen wir an Bord. Doch erst müssen wir uns verabschieden. Von unseren neuen Freunden hier in Huahine. Die wir gerade mal ein paar Stunden kennen, und die doch schon so viel für uns getan haben.
In Autos…
Wir laufen mitten auf der Straße. Links das Meer. Rechts ein paar vereinzelte Häuser. Die Bewohner sitzen vor dem Eingang. Frauen singen. Jugendliche tanzen. Eine Oma fährt mit ihrem Fahrrad umher. Noch vor ein paar Minuten saßen wir am Strand. Völlig allein. Mit einer selbstgepflückten Kokosnuss in der Hand. Den salzigen Haaren im Gesicht. Am untersten Zipfel der Insel Huahine. Wo es fast keine Touristen gibt. Dafür umso mehr zu sehen. Das echte Leben. Und wir mitten drin.
Bald wird es dunkel. Der Rucksack auf meinem Rücken schwer. Bevor die Sonne untergeht, möchte ich zurück in Richtung Hafen. Um dort zu warten. Auf die Nacht. Auf unser Schiff. Sieben Stunden Zeit vertreiben. Nicht ideal, dafür günstig.
Also Daumen raus, und los. Seitdem wir in der Südsee angekommen sind, fahren wir ausschließlich als Anhalter umher. Und haben damit den größten Spaß. Denn es ist nicht nur billiger, als ein eigenes Auto zu mieten. Sondern auch viel unterhaltsamer. Auf unseren Touren haben wir schon so viele Menschen kennen gelernt, und sind immer herzlich aufgenommen worden. So wie jetzt von Christoph und seiner Familie.
Auf der Ladefläche ihres Pickups nehmen sie uns mit zurück in die Stadt. Halten noch an ein paar Sehenswürdigkeiten an und laden uns direkt zu sich mit nach Hause ein. Da es ja noch dauert, bis unser Schiff kommt. Und wir sicherlich Hunger haben. Und müde sind. Uns doch auch irgendjemand in der Nacht zum Hafen fahren muss.
Von einer Sekunde zur nächsten sind wir Teil ihrer Familie und werden auch dementsprechend behandelt.
Sofas…
Die Großzügigkeit der Menschen trifft mich hier jeden Tag aufs Neue. Ganz ohne Hintergedanke. Ganz ohne großes Aufsehen. Einfach aus der Nächstenliebe heraus, werden wir jeden Tag mit offenen Armen empfangen.
Sobald wir an der Straße warten und nach einer Mitfahrgelegenheit Ausschau halten, bleibt das nächste Auto stehen. Nimmt uns mit, wenn es in die gleiche Richtung fährt. Ändert seinen Plan, wenn wir woanders hin müssen. Wie oft ist es schon passiert, dass jemand extra auf die andere Seite der Insel gefahren ist, um uns sicher an unser Ziel zu bringen. Einfach so.
Ein schlechtes Gefühl habe ich deshalb nie, wenn wir einfach so bei eigentlich fremden Menschen ins Auto steigen. Nicht hier. Denn wir sind ja nicht die Ersten. Die Einheimischen nehmen sich alle gegenseitig mit dem Auto mit. Und wir gehören hier ja schließlich mit dazu. Zumindest auf Zeit. Und werden auch so behandelt.
Oftmals kennen uns die Leute sogar schon. Denn es dauert meistens nur ein paar Stunden, bis wir gerade auf den kleineren Inseln bekannt sind. Sobald wir einmal über den Markt spazieren, hat uns fast die Hälfte der Bewohner schon auf dem Radar. Und freut sich dann umso mehr, wenn sie uns ein bisschen von ihrer Heimat zeigen dürfen. Ihre Familie gleich mit dazu. Denn falls wir auf unserem Weg an ihren Häusern vorbei fahren, halten wir kurz an und werden einmal präsentiert. Dem Rest der Verwandtschaft, der uns meistens aber auch schon vom Sehen kennt. Und nicht selten noch mit Obst aus dem eigenen Garten versorgt.
… und auf (Fracht-) Schiffen!
Küsschen links. Küsschen rechts. Und eine feste Umarmung zur Verabschiedung.
Wenn irgendetwas ist, dann kommt ihr wieder zu uns. Ihr seid immer Herzlich Willkommen.
Und schon stehen wir auf dem Schiff. Erst beim Kapitän vorne auf der Brücke. Hinter all den großen Containern, die von einer Insel zur nächsten gefahren werden. Dann zwischen all den anderen Einheimischen unter einem kleinen Holzdach auf dem obersten Deck. Es regnet. Es ist windig. Doch es ist nicht kalt. Denn dicht an dicht liegen wir ein paar Minuten später alle zusammen auf dem Boden. Max und ich in der Mitte zwischen rund zwanzig anderen Mitfahrern. Auf unserer Yoga Matte, die ich immer mit dabei habe. Unter unserer Fließ Decke, die uns Christoph noch mitgegeben hat. Wir schlafen sofort ein. Und wachen erst wieder auf, als das Schiff in Raiatea anlegt.
Es ist noch früh am Morgen. Es ist noch dunkel. Doch der Markt hat schon geöffnet. Mit einem Cafe und einem Baguette in der Hand warten wir, bis es hell wird. Und uns die ersten Menschen ansprechen. Was wir machen. Wo wir herkommen. Die Meisten davon werden wir in den nächsten Tagen wiedersehen. Wahrscheinlich sogar auf ihren Rücksitzen landen. Per Anhalter mit Kind durch das Paradies.
Bist Du mit Deinem Kind auf Reisen auch per Anhalter unterwegs?
Stephie says
Liebe Janina,
Ein toller Beitrag und ja, ich kenne das Gefühl mit per Anhlater zu fahren, die Herzlichkeit der Menschen, die Einladungen und auch das Gefühl einer von ihnen zu sein. Seit 2015 reise ich mit Junior nun schon durch Asien. Am liebsten authentisch, lieber mittendrin statt nur dabei und per Anhalter zu fahren ist immer ein großes Abenteuer. Bisher dachte ich aber auf den Schiffen wäre das nicht mehr möglich. Wie weit ist die Entfernung denn mit dem Schiff zwischen den Inseln? Die Südsee wird mehr und mehr interessanter für mich seitdem du so toll drüber berichtest.
Liebe Grüße aus Asien.
Janina says
Hey liebe Stephi, freut mich von dir zu hören. Ja klar, mit Schiffen und so geht hier wunderbar, Du brauchst nur Zeit. DIe Entfernungen sind natürlich ganz unterschiedlich, von zwei stunden bis hin zu einem ganzen Tag. Wünsche Euch weiterhin Alles Liebe für Eure Reise, und schicke ganz liebe Grüße aus Japan!
Stephie says
Oh wie toll….Zeit ist in unserem Fall ja kein Problem. Der Gedanke reizt mich in jedem Fall sehr. Mal sehen ob wir es in die Südsee schaffen. Die Wege entwickeln und ändern sich ja ständig neu. Ich wünsche eich ganz viel Spaß in Japan.
Janina says
Danke liebe Stephie, Euch auch!!!