Diesen Moment habe ich mir immer wieder vorgestellt. Wie es wohl sein wird, wenn wir wieder zurück sind. Das Jahr unserer Reise hinter uns haben. An all die Orte denken, die wir gesehen haben. Menschen, denen wir begegnet sind. Erlebnisse, die wir teilen durften.
Ein ganzes Jahr. Sogar mehr. 386 Tage waren wir weg von zu Hause. 386 Tage mit Kind unterwegs in der Welt. An der Hand. Mit einem Rucksack auf dem Rücken. Und diesem Gefühl im Herzen. Die Mischung aus Freude, Dankbarkeit, Liebe. Vielleicht sogar Fassungslosigkeit. Denn das Jahr ist vorbei. Wir schon fast seit zwei Monaten wieder zurück in Deutschland.
Zeit für ein kleines Resümee. Ein Experiment. Wenn ich nur eine Situation pro Land beschreiben dürfte. Einen Moment, der sich mir eingeprägt hat. Ein Gefühl, das mich nicht mehr loslässt. Welches würde es sein?
Bali:
Der Duft. Die Wärme. Die Geräusche. Das Kribbeln. Im Bauch. Das Lachen. Im Gesicht. Das Gefühl der ersten Tage. Unser Start. Unser Ankommen. Ich kann es noch genau spüren. Einmal komplett durchgeschüttelt von den Emotionen der letzten Tage vor unserer Abreise aus Deutschland. Ausgespuckt in das Grün der Reisfelder. In die Farbe der Zufriedenheit. Farbei der Entspannung.
Und die hat sich an diesem Ort zu dieser Zeit in mir ausgebreitet. Ein bisschen wie nach dem Yoga im Shavasana. Wenn alle Arbeit getan ist. Und sich wie ein schützendes Tuch um den Körper legt. Immer wieder sind Maxi und ich in den ersten Tagen in Ubud umher spaziert. Haben dieses Gefühl aufgesaugt. Und genossen.
Die Reise hier zu starten, war einfach die richtige Entscheidung. Ein Ort, an dem wir uns sofort wohlgefühlt haben. Vertraut waren. Alles einfach erschien. Gefolgt von der Art und Weise der Menschen, auf uns zu zugehen. Genau die richtige Dosis zur richtigen Zeit.
Australien:
Das komplette Gegenteil zu Bali, wo wir ja am Ende sogar länger als geplant geblieben sind. Uns ein neues zu Hause aufgebaut hatten. Mit Freunden. Kindergarten. Alltag.
Australien hingegen war wieder neu. Und so anders. Der erste Einkauf im Supermarkt. Die erste Fahrt in unserem Johnny. Die Sicherheit, die wir mittlerweile im Reisen gefunden hatten. Das Wissen, dass es funktioniert. Bali nicht der einzige Ort war. Wir weiter ziehen können. Emotional gefestigt. Aber auch finanziell. Ich wusste ja nicht, wie sich Alles entwickeln würde. In Australien hatte ich die Gewissheit. Es läuft. Es geht weiter.
Also Fenster runter. Musik laut. Zusammen mit „Men at work“ durch Cairns. Nach fünf Monaten Balinesischer Schotterpiste endlich wieder auf richtigen Straßen unterwegs. Wege, die uns zu so vielen netten Menschen geführt haben. Neuen Begleitern. Mal länger, mal kürzer.
Besonders in Byron Bay. Wo wir auch meinen 34. Geburtstag gefeiert haben. Am Morgen mit einem Kuchen auf einem kleinen Hügel saßen. Delfine beobachten. Und mein Handy klingelte:
Wir freuen und schon auf heute Abend. Essen ist um 7 fertig. Wir lieben Euch!
Uns. Freunde. Byron Bay. Die Kombination hat uns gepackt. Uns fast nicht mehr losgelassen. So wohlig haben wir uns in ihr gefühlt. So traurig, als wir nach drei Monaten weiter gezogen sind.
Neuseeland…
… uns erstmal wieder gebremst hat. Dank eines schwierigen Starts. Und einem angeblichen Zauber, der einfach nicht auf uns rüber springen wollte. So sehr wir es auch versucht haben. Manchmal muss ich richtig darüber lachen, was für eine Neuseeland Feindschaft wir entwickelt haben. Wie genervt ich oftmals war. Von Allem. Bis auf die Menschen. Die es versucht haben zu richten. Mehr oder weniger erfolgreich.
Das absolute Highlight hier: Kina Beach im Norden der Südinsel. Kurz vor unserer Abreise nach Tahiti. Vielleicht war es das Wissen, dass es bald weiter geht. Dass etwas Neues auf uns wartet. Zum Greifen nah. Vielleicht brauchten wir hier einfach länger.
Die letzten Tage in Auckland waren am Ende dann allerdings doch noch sehr schön. Und haben uns versöhnt.
„Ich habe mich in Dich verliebt!“
In eine kleine (importierte) Kiwi. Maxis Freundin Alejandra aus Deutschland, die wir hier kennen gelernt haben.
Die das fast Unmögliche geschafft hat: Dass wir Neuseeland mittlerweile sogar vermissen. Auf eine wunderschöne Art.
Französisch Polynesien:
Tahiti. Bora Bora. Und noch viel mehr wundervolle Plätze. Polynesien. Ohne Worte. Es hat uns gepackt. Sekunde eins. Zurück auf Inseln. Umringt von Wasser. Eine Tatsache, die mich immer sofort verzaubert. Glücklich macht. Zum Platzen glücklich. Zusammen mit der Warmherzigkeit der Menschen, wurde die Südsee für uns zu einem ganz besonderen Punkt. Symbolisch.
Als wir das erste Mal auf Bora Bora am Strand lagen. Entgegen all der Zweifel und Ängste, die mir vor unserer Reise von aussen entgegen gebracht wurden. Und ich so stolz auf uns war. Auf uns Beide. Jeder in seiner eigenen Rolle. Und als Team zusammen. Zu zweit. Um die Welt. Bis nach Bora Bora.
Hier haben wir auch unser Reisen noch einmal neu erfunden, und es dadurch perfektioniert. Da wir mit Container Schiffen von einer Insel zur nächsten gefahren sind, eigentlich nur noch Couchsurfing gemacht haben, und uns somit vor Ort immer direkt mit den Einheimischen verbunden haben. Irgendwie noch eine Nummer mehr als zuvor. Irgendwie noch eine Nummer schöner als gedacht.
Japan…
… ist anders. Sehr anders. Vor Allem im Anschluss an Französisch Polynesien. Wildes Inselleben vs. strikte Struktur. Daran mussten wir uns erst einmal gewöhnen. Darüber mussten wir erst einmal lachen. Mit unseren neuen Couchsurfing Freunden. In lustigem Englisch und mit noch lustigeren kulturellen Unterschieden. Japanische Hightech Duschen waren da erst der Anfang.
Nach einem Monat mit dem Shinkansen quer durch das Land, gemästet mit den verschiedensten Sushi Variationen haben wir es dann doch verstanden. Das Japanische System aus Rücksichtnahme, Respekt und Integration. So richtig reingepasst haben wir vielleicht nicht. Den kurzen Abstecher aber trotzdem mehr als genossen.
Taiwan:
Dank meiner ehemaligen Schüler aus München wieder absolut familiär und voll von Insider Tipps. Mittendrin statt nur dabei in einer erneut komplett anderen Welt – nicht nur im Hinblick auf Technik, die begeistert. Manche Menschen bezeichnen mich bereits als sehr zu meinem Handy hingezogen, was ich nach einer Woche unter 18 Jährigen für mehr als übertrieben halte.
Im Vergleich zu Japan ist das Leben in Taiwan ziemlich quirlig. Nachtmärkte, Tempel, Motorroller. Fast wie Thailand, nur nicht so überlaufen. Und noch um Einiges günstiger. Vielleicht sogar schöner.
Auch wenn es dieses Mal nur ein paar Tage waren, wir kommen wieder. Ganz bestimmt. Denn Taiwan hat ganz offensichtlich noch mehr zu bieten. Viel mehr, als leider in viel zu wenig Zeit passt.
Mongolei:
Hätten wir nie erlebt, wenn es Amerikanische Visa für Deutsche Kinderreisepässe gäbe. Gut so, denn es würde uns jetzt etwas fehlen. Etwas Wichtiges, das unsere Reise zum Abschluss noch einmal geprägt hat. Genau im richtigen Moment, denn die Mongolei wäre als erstes Reiseziel wahrscheinlich nicht die richtige Wahl gewesen. Als Abschluss umso mehr.
Leben in einfachsten Verhältnissen. Ohne Strom. Ohne Wasser. Auf dem Boden schlafend, von unseren Mongolischen Freunden gewärmt. Die Vorbereitungen im Australischen Regenwald haben sich eindeutig gelohnt.
Immer wenn ich mir die Fotos von der Mongolei angucke, packt es mich wieder. Versetzt mich sofort zurück in diese andere Welt. Dann denke ich an unsere Freunde, an ihr Leben. Schwelge in Gedanken, wie sich die Zeit mit ihnen angefühlt hat. So einfach. Aber so intensiv. Schwer in Worte zu fassen, dafür umso besser in Erinnerungen festzuhalten.
368 Tage das pure Glück. Unser pures Glück. Mit Highlights und Enttäuschungen. Einfachen Situationen und Steinen im Weg. Doch immer mit Liebe im Herzen. Die erwidert wurde. Egal wo wir ankamen. Das hat uns am Meisten geprägt. Mit Abstand. Weit vor den wunderschönen Dingen, die wir erleben durften. Den einzigartigen Orten, an denen wir Zeit verbringen konnten.
Menschenliebe. Pure Menschenliebe. Und das weltweit. Das wird für immer meine schönste Erinnerung bleiben. Das Gefühl, das mich niemals mehr loslässt. Das stärkste Gefühl dieser wunderschönen Zeit.
Wo ist Deine liebster Ort für Dich und Dein Kind?
charlotte says
Vielen Dank für die wunderbaren Berichte. So anrührend die vielen offenen Herzen, die ihr gefunden habt, und sicher auch viel zurückgeben konntet.
Ob das mit den engeren Beziehungen dort mit der Natur zu tun hat?
Im Gegensatz dazu hat man täglich mit einer unglaublichen Härte und Gleichgültigkeit der Menschen hier in Berlin zu tun, was auch der Politik geschuldet ist, die Menschen unterbezahlte Leiharbeit und Minijobs zumuted, wovon sie kaum noch leben können, bzw. vom Amt noch Aufstockung erbetteln müssen. Das ist der Grund für den Exportvorsprung Deutschlands, und für die gleichzeitige Armut in anderen europäischen Ländern.
Da sind Kinder hier leider nicht so gewertschätzt wie in den von Euch bereisten Ländern. Ich denke, dass diese Reisen das beste Fundament für ein gutes Selbstbewusstsein und für ein immer offenes Herz des Lütten ist.
Ich bin mit den Kindern auch immer viel gereist mit kleinem Budget, zwar nicht in Übersee, aber sie haben sich auch dadurch eine ganz offene Art bewahrt, und werden von keinen anerzogenen Vorurteilen ‘geplagt’.
Ich bin gespannt, wie es bei Euch weitergeht!
Alles Liebe
Charlotte, Berlin
Janina says
Danke liebe Charlotte 🙂 Alles Liebe nach Berlin!
Francis says
Ich bin vor einem halben Jahr zugällig auf den Blog gestoßen (link wireless life) und habe seitdem anfangs ein bisschen geschaut, später dann fast jede podcast Folge gehört. Hab selbst keine Kinder, finde aber Eure Abenteuer viel spannender als Berichte von “erwachsenen” Backpackern. Gerade was die Begegnungen mit locals betrifft- parken im Hof, trampen, couchsurfen, reinmogeln ins luxus resort, etc. Dieser Bericht hier fasst alles ganz kompakt zusammen, auch die Überraschungen, die ihr unterwegs erlebt habt. Einfach super was Ihr macht! Ich hab schon überlegt ob ich mal in die Mongolei reise und durch die Steppe reise. Viel Erfolg weiterhin!
Janina says
Liebe Francis, unbedingt in die Mongolei reisen und ein super Abenteuer erleben 🙂 Liebe Grüße!!!
Anna says
Das klingt nach einer wirklich tollen Reise. Danke für den schönen Bericht!
Herzlich,
Anna
Janina says
🙂