Das Thema hat mir schon die ein oder andere schlaflose Nacht bereitet. Nicht nur, wie ich mich bei den Impfungen für Max entscheide. Auch, wie ich Dir das beste Wissen zu Reiseimpfungen bei Kindern nahebringen kann. Fundiert. Nicht zu sehr mit meiner persönlichen Meinung gewürzt.
Also muss ein Experte her, und den habe ich schon vor längerer Zeit gefunden. Auf einer Reise. In einem Surfcamp. Madeira 2013/2014. An dem Tag als Max mit super hohem Fieber im Bett lag. Und ich super gestresst auf der dazugehörigen Bettkante saß.
Als Kinderarzt an einem Deutschen Krankenhaus hat Pascal nicht nur den fachlichen Durchblick. Sondern kann auch ziemlich gut surfen. Und chillen. All das konnten wir auf Madeira ziemlich gut gebrauchen.
Welche Reiseimpfungen bei Kindern würdest Du denn generell auf Reisen empfehlen?
Wenn man in den Urlaub fährt ist generell erst einmal der ganz banale Basisschutz zu empfehlen. Der richtet sich dann auch nach den Angaben der Ständigen Impfkommission und den kann man auch gerne online nachlesen. Ist aber im Grunde das, was jeder Kinderarzt sowieso empfiehlt. Die Grundimmunisierung sollte also auf jeden Fall abgeschlossen sein (6-fach Impfung), und mit einem Jahr beginnt man dann mit Mumps-Masern-Röteln. Ob Windpocken mitgeimpft werden müssen, darüber kann man sich tatsächlich streiten.
Mit diesem Grundpaket hat man dann aber auf jeden Fall schon mal das Wesentliche abgedeckt. Für manche Länder empfiehlt sich dann noch Hepatitis A und B mit dazu zu nehmen.
Und welche zusätzlichen Impfungen, wenn es etwas weiter weg gehen soll?
Wenn die Hygiene vor Ort nicht ganz so super ist, wäre Hepatitis A tatsächlich noch eine Überlegung wert. Denn diese Entzündung der Leber kann schon ziemlich heftige Krankheitsverläufe hervorrufen. Das kann für die Kleinen unheimlich schmerzhaft sein, und starke Bauchschmerzen verursachen. Die Krankheit wird anhand mangelnder Händehygiene übertragen und die Kinder haben oft wochenlang damit zu tun.
Gelbfieber wäre auch noch zu überlegen, da manchem Länder diesen Nachweis sogar bei der Ein- bzw. Ausreise verlangen. Dafür sind dann auch spezielle Ärzte zuständig, die über die entsprechenden Zusatzqualifikationen verfügen.
Einige Impfungen braucht man zwar nicht zwingend, in Asiatischen Ländern zum Beispiel könnte man allerdings auch über Typhus nachdenken. Das gibt es zwar auf der ganzen Welt, kommt hier aber noch vermehrt vor. Typhus ist eine heftige Durchfall Erkrankung, die meistens nur mit Hilfe von Infusionen abklingen kann. Generell reichen aber meistens auch die typischen Vorsichtsmaßnahmen, Obst zum Beispiel immer zu schälen und kein Leitungswasser zu trinken. Einfach der goldenen “Traveler Regel” folgen: Cook it, peel it oder leave it…
Kommt Tollwut und Malaria auch noch dazu?
Tollwut wird zum Beispiel durch Hundebisse, teilweise aber auch schon durch den Kontakt mit Speichel übertragen. Nach einer Ansteckung muss ggf. noch einmal nachgeimpft werden. Da gibt es dann die Unterscheidung zwischen aktiven und passiven Impfstoff. Wie das dann im Akutfall aussieht und ab welchem Alter das zu empfehlen ist, muss dann je nach Kind entschieden werden.
Einige der üblichen Malaria Prophylaxe Medikamente sind erst bei Kindern ab ca. 10 Kilogramm Körpergewicht zulässig. Das ist aber in so spezielles Gebiet, da sollte man sich auf jeden Fall mit einem Tropenmediziner drüber unterhalten. Tendenziell ist es sicherlich zu überlegen ein Standby Medikament mit dabei zu haben, aber eine Reise in ein Malaria Gebiet mit Kind vielleicht doch noch einmal zu überdenken. Generell ist hier natürlich auch der Basis Schutz gegen Mücken das Wertvollste: Anti Mücken Mittel benutzen, entsprechende Kleidung tragen und unter Netzen schlafen.
Wobei hier die Realität ja oft von den Empfehlungen abweicht. Du kannst ja Dein Kind in den Tropen nicht immer in lange, imprägnierte Klamotten einpacken, nur damit es vor Mücken geschützt ist.
Naja, empfohlen ist es natürlich schon und wenn Du mich als Arzt fragst, finde ich es auch sinnvoll. Als Reisender weiß ich allerdings auch, dass es nicht immer wirklich zu realisieren ist. Doch das ein oder Andere kann man ja vielleicht trotzdem beachten und sich hierbei in der Mitte finden. Schlafen unter einem Mückennetz zum Beispiel.
Wenn man unterwegs allerdings zu große Angst vor solchen Gefahren hat und sich dann vor Ort nur noch verrückt macht, sollte man das Ziel vielleicht noch einmal überdenken.
Henning says
Sehr informativ und schön geschrieben. Und es stimmt, Theorie und Praxis sind leider oft zwei sehr unterschiedliche Dinge…
Janina says
🙂