Wir sitzen auf dem Dachgepäckträger eines Geländewagens. Es ruckelt. Wir quietschen. Vor Glück. Unter uns jault der Motor des Wagens auf. Über uns kommen die Äste der Bäume auf uns zugeschossen. Wir ducken unsere Köpfe nach unten. Das Wasser spritzt an den Reifen nach oben. Mit einem lauten „platsch“ fahren wir durch den Fluss vor uns.
Vor ein paar Tagen habe ich mich noch an meinem eisgekühlten Bier mit Blick auf den geschmückten Weihnachtsbaum festgehalten. Jetzt krallen sich meine Finger an Maxis und meine Augen fliegen über die Landschaft. Sylvester und Weihnachten in Australien. Unterschiedlicher könnten unsere Feierlichkeiten dieses Jahr nicht sein.
Merry Christmas:
Eine Freundin aus Bali hatte im Vorfeld all ihre Bekannten an der Ostküste kontaktiert. Um Obdach für uns zwei an Heiligabend gebeten. Maria und Joseph aka Maxi und Janina. Ohne Probleme hatten wir so ganz schnell unsere Gastfamilie zum Heiligen Fest gefunden. Und sitzen schon ein paar Wochen später mit ihnen gemeinsam um den Tannenbaum. Weihnachten in Australien.
Mit kurzen Hosen um die Hüften und Party Musik im Ohr. Die Stimmung ist alles andere als besinnlich, und dennoch irgendwie weihnachtlich. Kein Wunder, denn trotz gefühlt 40 Grad im Schatten, gibt es immerhin einen geschmückten Baum. Mit blinkender Lichterkette. Und jeder Menge Geschenke.
Alle sitzen im Kreis drum herum und machen nach und nach ihre Päckchen auf. Für Maxi hat Santa Claus ein neues Skateboard gebracht. Für mich ein sauberes T-Shirt.
Später stehen wir zusammen auf dem Balkon und schlagen uns die Bäuche voll. Weihnachtsessen auf Australisch: Truthahn, Salate, Baguette und jede Menge Kuchen. Da wir am Vormittag schon zusammen surfen waren, ist die Weihnachtssause Kalorien technisch natürlich kein Problem.
Danach geht es direkt nochmal zum Strand. Zwischen Sandburgen bauen und Wellen reiten erklingt immer wieder ein „Merry Christmas“. Statt Winterjacke sitzen wir im Sommer Kleidung unter dem Sonnenhut. Weiße Weihnachten für Maxi und mich. Nur ist es nicht der weiße Schnee, der uns entgegen strahlt. Sondern der feine Sandstrand. An einem der schönsten Orte der Welt. Goldene Küste unter den Füßen in Australien ersetzt ohne Probleme jede goldene Kugel am Baum in Deutschland.
… and a happy new year:
Ein paar Tage später tauschen wir besinnliches Familienleben gegen pures Abenteuer.
Wir hatten Tabea und Felix vor ein paar Wochen mit ihrem perfekt ausgebauten Geländewagen weiter im Norden kennen gelernt. Für Sylvester unseren Van am Stadtrand geparkt, Zelt und Rucksack in ihr Auto gepackt und uns zusammen Richtung Busch aufgemacht.
Die Beiden sind schon seit mehreren Monaten im Abenteuermodus unterwegs, haben einmal Australien durchquert. Auf ihrer Reise jede Menge spannenden Geschichten eingesammelt. Und uns spontan unter ihre Fittiche genommen:
Egal ob Feuerholz suchen, Fische fangen, Fallen basteln. Biologie Leistungskurs kann einpacken dagegen. Maxis Wissensdurst noch lange nicht. Wie ein aufgescheuchter Mogli rennt er seit Tagen umher. Hangelt sich an Lianen in den Fluss und erklärt mir nebenher, wie das Ökologische System in fließenden Gewässern funktioniert. Auf einem Gemisch aus Deutschen und Englischen Brocken.
Wir schlafen im Zelt, kochen auf dem Lagerfeuer und springen morgens nach dem Aufstehen direkt in den Fluss. Zum Jahreswechsel liegen wir pünktlich um zwölf Uhr nachts zusammen unter dem Sternenhimmel. Schreddern alte Gassenhauer auf einer mindestens genau so alten Gitarre. 99 Luftballons sind in unseren Gedanken auf ihrem Weg zum Horizont. Wobei Max meint, es seien nur 45.
Wir entdecken Sternschnuppen, und dass wir uns eigentlich nicht mehr viel wünschen müssen. Denn wir stoßen mit lauwarmen Baileys an und könnten nicht glücklicher sein. Die Wunderkerzen funkeln in der Dunkelheit. Unsere Augen auch.
Vor einem Jahr um diese Zeit waren wir in Thailand unterwegs. Die Idee zu unserer Weltreise ist dort in meinem Kopf entstanden. Zwölf Monate später sind wir gemessen an unserem eigentlichen zu Hause in München, am anderen Ende der Welt. Dazwischen liegen nicht nur einige Kilometer, sondern mindestens genauso viel Arbeit. Ängste. Zweifel.
Doch umso mehr Glücksmomente.
Maxi und ich leben seit einem halben Jahr unseren absoluten Traum. Bereisen die Welt. Zu zweit. Erleben jeden Tag die wundervollsten Momente. Egal ob auf Bali, oder hier in Australien. Haben bereits so unglaublich viel erlebt, und wissen, dass noch mindestens genauso viel kommen wird. Denn vor uns liegt noch die andere Hälfte der Welt. Und die schauen wir uns auch noch an.
Passend also, dass das alte Jahr genauso endet, wie das neue beginnt. Mit einem großen Abenteuer. 2017, wir kommen angerauscht. Auf dem Dachgepäckträger eines Geländewagens. Wir quietschen. Vor Glück.
Wie hast Du mit Deinem Kind dieses Jahr Weihnachten und Sylvester verbracht?
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