Mit den Tickets in der Hand quetschen wir uns an der wartenden Schlange vorbei. Und sitzen kurz darauf schon im nächsten Bus. Endstation: Panama City. Alle steigen aus, wir sind mittendrin. Immer hinterher. Durch die heißen Strassen der Hauptstadt, geschoben von meinen etwas kühleren Gedanken. Die Reisegruppe kommt zum Stehen. Das Hostel liegt in Sicht. 14 Betten in einem Raum umringt von noch mehr Plänen. Stadtführungen bis hin zu Partyveranstaltungen. Alles ist organisiert. Doch in mir ist es durcheinander.
Raus aus der Kreuzfahrtschiff Blase…
Die letzten zwei Wochen müssen wir uns um nichts kümmern. Max nicht um sein Animationsprogramm. Ich nicht um die Essensbeschaffung. Wer spielen will, geht in den Kinder Club. Wer Hunger hat zum Buffet. Wählt zwischen Lego bauen, Bilder malen. Geschnittener Wassermelone oder gebratenem Gemüse. Die Getränke stehen in Bechern bereit, die Kellner wie die Orgelpfeifen daneben.
Angekommen im ersten Supermarkt in Panama City ist es irgendwie anders. Und Max und ich irgendwie ratlos. Das Geld fühlt sich fremd an, die Auswahl in den Regalen ebenso. Nudeln mit Tomatensauce, damit können wir nichts falsch machen. Und uns mit Hilfe von dem Gewohnten Löffel für Löffel wieder zurück in unsere eigenen Sphären begeben. In denen wir selber organisieren müssen. Raus aus der All inclusive Welt zurück in unser Abenteuer Universum.
Ein paar Tage Panama City. Ein paar positive Eindrücke und schon sitzen wir im nächsten Bus. Klassenfahrt letzter Teil. Der Großteil der Mitreisenden sind andere Digitale Nomaden. Überbleibsel von dem Kreuzfahrtschiff mit dem selben Ziel. Bocas del Toro, eine kleine Inselgruppe kurz vor Costa Rica. Und so sehr wir die meisten von ihnen ins Herz geschlossen haben, so sehr spüre ich, dass wir ausbrechen müssen. Aus der Gruppe. Aus dem Bus. Einmal scharf nach links und direkt dorthin, wo die Einheimischen leben. Auf nach Panama mit Kind.
… rein in den Dschungel
In eine kleine Hütte am Rande der Stadt. Die Fensterläden hängen schief, die Holzbalken strahlen bunt. Und wir direkt mit. Stundenlang liege ich in der Hängematte auf der Terrasse. Lausche der musikalischen Dauerbeschallung der Nachbarn und schaukele im Takt von Salsa und Co. Die Bananenstauden und Kokosnusspalmen bewegen sich in einer leichten Brise vor meinen Augen hin und her und ich muss manchmal richtig lachen, wie kitschig das Szenario doch ist.
Obwohl eigentlich ziemlich unluxuriös. Denn ähnlich wie in anderen Teilen der Welt, sieht das echte Leben im Paradies meistens doch ein bisschen anders aus. Die Häuser fallen in sich zusammen, der Plastikmüll am Strand wird einige von ihnen wahrscheinlich überleben. Doch wir fühlen uns wohl. Endlich wieder angekommen. In unserem Reise Alltag.
Der für mich momentan aus Entspannung besteht. Ankommen. Für Maxi aus Aktion. Die meiste Zeit ist er unterwegs. Zusammen mit all den anderen Kindern aus der Straße. Wie wild springen sie auf dem Trampolin umher oder spielen Verstecken zwischen den exotischen Pflanzen. Am Abend gehen wir alle zusammen an den Strand. Das Trampolin wird gegen Wellen eingetauscht und ich sitze am Rand und genieße.
Wie Max gemeinsam mit den anderen Kindern spielt. Wie die Sonne dahinter im Meer untergeht. Wie ich innerlich die Ruhe weg habe und platzen könnte vor Glück. Oh wie schön ist Panama mit Kind. Oh wie schön ist unsere Reise Teil zwei.
Ein paar Tage plätschern wir so dahin. Zwischen Wellen und Hängematte, zwischen Erinnerungen an die Zeit auf dem Schiff und Pläne für unsere nächsten Häfen. Für das Abenteuer zwischendurch bringen uns kleine Taxi Boote von Insel zu Insel. Wir beobachten Delfine am Abend und Seesterne bei Nacht. Jungs, die barfuß am Strand Fußball spielen. Mädchen, die aufgehübscht am Rande stehen und sich von den schwitzenden Torhütern beeindrucken lassen. Fahren mit dem Fahrrad umher und werden immer öfter mit Namen begrüßt. Ab uns zu treffen wir uns mit anderen Digitalen Nomaden. Laufen uns auf der Straße in die Arme. Geplant. Ungeplant. Sanfter Abschied in Dosen. Zum Essen gibt es Reis mit Bananen und Bohnen. Letzteres ebenfalls aus metallischen Behältnissen.
260 Digitale Nomaden -258 Digitale Nomaden = 2 Abenteuer Nomaden
Hand in Hand schlendern wir wie zwei Verliebte über die kleine Insel und sind endlich wieder da, wo wir am Ende von unserem ersten Reisejahr aufgehört haben. Zurück in unserem Alltag. In unserem Tempo. In unseren gemeinsamen Erlebnissen. So sehr ich es auch genieße mit anderen Menschen Zeit zu verbringen. Erwachsenen Dinge zu besprechen. Nicht nur Mutter zu sein. So sehr genieße ich es auch wieder intensive Zeit mit Max zu haben.
Bocas del Toro wäre ein guter Ort um zu bleiben. Noch etwas länger. Noch etwas einheimischer. Denn es gibt hier Vieles: Ein bisschen einsames Paradies. Ein bisschen Anschluss an ein ganz gut ausgebautes System. Supermärkte. Busse. Taxis. Strände. Wenn das Wetter mitspielt sogar ein paar kleine Wellen zum Surfen. Doch wir wollen weiter.
Mit den Tickets in der Hand quetschen wir uns an der wartenden Schlange vorbei. Und sitzen kurz darauf schon im nächsten Bus. Endstation: Costa Rica. Alle wuseln wild umher. Wir sind die einzigen Ausländer umringt von den Einheimischen. Alles ist durcheinander. Doch in mir ist es organisiert. Denn wir sind nach abstinenten Monaten in Deutschland und auf dem Atlantik wieder als Team unterwegs. Oh wie schön ist Zweisamkeit. Nicht nur in Panama.
Welchen Rhythmus hast Du für Dich und Dein Kind auf Reisen gefunden?
Eva says
“…intensive Zeit mit Max…”: Zeit, die einem keiner nehmen kann. So wertvoll! Weiter so!
Janina says
🙂