Wir haben es versucht. Immer wieder. Jeden Tag. Neun Wochen lang. Und es gab sie ganz bestimmt. Die schönen Momente, die unsere Reise in Neuseeland geprägt haben. Die Abenteuer. Die Plätze. Und trotzdem sind wir nie so ganz warm miteinander geworden. Obwohl wir ihn über 6.000 Kilometer weit gesucht haben. Den Moment, an dem uns Neuseeland packt. Uns mit sich reist. Uns an sich klammert. Gefunden haben wir ihn nicht. Trotz einer schönen Zeit.
Ob ich Dir und Deinem Kind dennoch eine Reise nach Neuseeland empfehlen würde? Ich bin mir unsicher. Denn wir werden so schnell wahrscheinlich nicht wieder kommen. Vielleicht liegt es daran, dass sowohl ich als auch Max schon so viel gesehen haben. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es hier einfach nicht so viel gibt. Zumindest nicht für uns. Vielleicht auch nicht für Euch.
Zu teuer:
Wir sind wirklich nicht anspruchsvoll und kommen immer mit relativ wenig Geld aus. Selbst in Australien sind wir trotz drei Monaten intensives Reisen on the road nicht über unser monatliches Budget gekommen. In Neuseeland hingegen kläglich gescheitert. Alle Tipps und Tricks, die wir uns auf unseren Trips rund um die Welt angeeignet haben um Geld zu sparen, funktionieren hier nicht. So sehr wir es auch versuchen.
Und das, obwohl wir durch unseren Auto Kauf und anschließenden Verkauf ja schon eine Menge Geld sparen. Nie auf Campingplätzen sondern eher irgendwo versteckt in einer kleinen Straße übernachten. Im günstigsten Supermarkt des Landes einkaufen. Die Dollar gehen trotzdem weg wie warmer Pie. Und ich kann nichts dagegen machen.
Ein Punkt, der mich schon immer wieder ziemlich nervt. Denn selbst, wenn ich uns in der Mitte des Monats ein ganz striktes Rest Budget setze, und fest einplane nicht darüber zu kommen: Es klappt einfach nicht. Das Geld ist weg, und nimmt die gute Laune manchmal ein bisschen mit.
Zu ähnlich:
Es passiert mir immer wieder: Wir fahren durch die Neuseeländische Landschaft und irgendwie habe ich das Gefühl, ich war schon einmal da. Egal ob an den Stränden im Norden oder auf den Bergen im Süden. Es ist alles schön, und macht Spaß sich anzugucken. Etwas wirklich Neues ist es für uns allerdings nicht. Denn die Ähnlichkeit ist einfach zu groß.
Europa in klein. Zusammengequetscht auf 270.000 Quadratkilometer. Verpackt als schöne Postkarte. Denn fast alle Naturwunder, die wir in Europa haben, findest Du auch hier. Von den Bergen in den Dolomiten, über die Isar, Wälder und grünen Wiesen in Deutschland bis hin zu den Stränden in Spanien und Italien. Ein bisschen anders vielleicht, aber das war es dann auch schon.
Lediglich die heißen Quellen in Rotorua und die Sandfliegen auf der Südinsel haben Maxi und mich richtig beeindruckt. Das Eine extrem positiv, das Andere eher umgekehrt. Unsere Beine sehen immer noch aus, als seien wir unterwegs kurzfristig drogenabhängig geworden und hätten verzweifelt die letzte Vene an den Beinen gesucht. Braune Haut gesprenkelt mit weißen Flecken. Das schaffen nur die Neuseeländischen Sandfliegen.
Doch die heißen Quellen sind wirklich toll. Wie das kochende Wasser heraus brodelt. Und wir uns in manchen von ihnen, versteckt im Regenwald sogar ganz alleine baden konnten. Wir waren bis jetzt allerdings auch noch nicht in Island. Und das gehört ja bekanntlich auch zu Europa.
Zu voll:
Auf der Südinsel haben Maxi und ich immer wieder eine Wette laufen: Wer das erste Auto entdeckt, das offensichtlich kein Mietauto ist, hat gewonnen. Und darf sich das nächste Lied bei Spotify aussuchen. Gar nicht so einfach, denn die Quote liegt ungefähr bei 1:10. Auf ein einheimisches Autos kommen ungefähr zehn Mietautos. Meistens Wohnmobile.
Es ist wirklich unglaublich, wie überlaufen manche Gegenden mit Touristen sind. Die Meisten davon sind Deutsche. Und es werden immer mehr. 2022 werden sich schätzungsweise genauso viele Touristen wie Einheimische im Land aufhalten.
Doch sie sind schon jetzt überall: Auf den Wanderwegen. An den Stränden. In den Städten. Das Schlimme daran, dass sich viele davon einfach rücksichtslos verhalten. Laut schreiend durch die Pampa rennen und im Anschluss ihren Müll überall liegen lassen.
Zu weit:
Wenn ich mir vorstelle, dass manche Menschen sich über 20 Stunden in ein Flugzeug setzen, um dann in einem Szenario zu landen, das es in fast der selben Form bereits ein paar Autostunden Fahrt entfernt von zu Hause gibt, bleibt mir die Spucke weg. Und wären wir tatsächlich von Deutschland aus losgezogen, ich wäre sehr wahrscheinlich ziemlich enttäuscht. Neuseeland liegt auf unserer Reise zwischen Australien und Tahiti, deswegen bin ich froh, dass wir es uns mal angeguckt haben.
Extra nach Neuseeland anzureisen, kann ich tatsächlich nicht nachvollziehen. Da gibt es für uns einfach schönere Orte auf der Welt. Aufregender. Einzigartiger. Günstiger. Und nicht ganz so überlaufen.
Zu nett:
Doch auch wenn die Landschaft von Schafen übersät und für uns einfach langweilig ist, eines hat mich in Neuseeland immer wieder überrascht: Die Nettigkeit der Menschen. Egal ob beim Einkaufen im Supermarkt, beim Einparken in die Parklücke bis hin zum Busfahren in der Stadt. Die Leute sind einfach unglaublich freundlich und hilfsbereit.
Es gab auf unserer Fahrt über die Nord- und Südinsel so viele Menschen, die uns ihre Hilfe angeboten haben. Wir ihre Waschmaschine und Dusche benutzen, meistens sogar direkt zu Hause übernachten durften. Fürstlich bekocht und mit spannenden Geschichten gefüttert wurden. Um im Anschluss teilweise sogar täglich mit Nachrichten überschüttet zu werden, wo wir denn gerade sind und ob es uns denn auch gut geht.
Immer wieder haben mich auch nach Neuseeland ausgewanderte Leser von unserem Blog angeschrieben und zu sich eingeladen. Nächtelang. Mittlerweile sind daraus sogar richtige Freundschaften entstanden. Die halten werden.
Und uns im schlimmsten Fall sogar irgendwann wieder zurück ziehen werden. Um ihn noch einmal herauszufordern. Den Moment, an dem uns Neuseeland packt. Uns mit sich reist. Uns an sich klammert. Und dann so schnell nicht mehr loslässt.
Barbara Prasch says
Liebe Janina, herzlichen Dank für deine offenen Worte! Ich war noch nie hier, habe mir das aber öfter auch schon gedacht… Meine Favorit wäre ja Australien statt Neuseeland… aber ich denke, es ist echt Ansichtssache.
Wir kommen auch aus Bayern und wohnen in den Bergen. Wenn man also die Ecke kennt, ist es sicherlich oftmals sehr ähnlich…
Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Reise und freue mich jede Woche wieder von Euch zu lesen/hören! Alles Gute!!!
Janina says
Liebe Barbara, wir sind ja auch in love mit Australien. aber es ist gut, dass es so viele verschiedene Orte gibt. Da ist für jeden Etwas dabei 🙂 Liebe Grüße von Tahiti
Jessica says
Wirklich erstaunlich. Wir haben wunderschöne Erfahrungen gemacht. Die Sandflies waren nicht so krass, die Touristen nicht so viele, wir hatten oft das Gefühl von stiller Einsamkeit, einen platz fast nur für uns; die Südinsel mit Milford Sound, Glenorchy und Paradise wunderschön, Wanderungen im Abel Tasman – klar gibt es Milford so vielleicht auch in Norwegen, Strand so in Portugal und Berge so in den Alpen, aber in NZ hatte man alles gleichzeitig. Im Norden hat uns nur Coromandel etwas abgeschreckt, aber wir haben die tollsten Wanderungen durch schönste Natur gemacht und immer wieder das Meer durchblitzen sehen… und wie du sagst: die Leute sind sooo obernett!
Aber gut, dass es so viele schöne Orte auf der Welt gibt – manche davon sogar fast vor der Tür! 🙂
Wünsche weiterhin gutes Reisen, ich folge virtuell!
Janina says
Danke liebe Jessica, und ja- die Geschmäcker sind verschieden. Aber Tahiti ist für uns jetzt auch wieder ein Paradies. Unglaublich!!! Schicke Dir liebe Grüße von hier 🙂
lisa says
hallo meine liebe:) super text, super worte..
ich war in neuseeland – und ja ich bin da extra hingereist – für ein monat und mir hat es seeeeeehr gut gefallen. also mich hat das land in seinen bann gezogen..ich hatte da wundervolle erlebnisse und bin soooo mega dankbar dafür, dass ich mich entschieden habe dorthin zu gehen.
war auch für ein monat, dh. für ca. 3 wochen thailand und für eine woche philippinen und da muss ich sagen, hat mich weder thailand noch die philippinen so von sich überzeugt..das besondere in thailand war das geile essen!!:) ich hatte dort mit meinem freund eine wunderbare zeit, aber es sind beides keine länder wo ich so krass in den bann gezogen wurde..trotz sehr schöner erlebnisse..haben auch einen blog (reisezuuns.wordpress.com – wo wir über unsere zeit dort geschrieben habe – über neuseeland habe ich auf lebenslichtpfade.wordpress.com geschrieben:)
alles liebe und weiter so!!!
lisa
Janina says
Liebe Lisa, so unterschiedlich sind die Reiseträume!! Aber toll, dass es Euch so gut gefallen hat und auch weiterhin Alles Liebe für Euch! Sonne aus Tahiti!
Ferienwohnung Schweiz says
Toller Artikel, gefaellt mir gut. Ich habe diesen auf FB geteilt und einige Likes dafuer bekommen. Weiter
so!
Janina says
Vielen dank und ganz liebe Grüße aus der Mongolei in die Schweiz 🙂
Jenny says
Puh, das ist mal ein ehrlicher Text. Es gehört Mut dazu, sich einzugestehen, dass man neun Wochen und viel Geld quasi in den Sand gesetzt hat.
Ich persönlich kann gar nicht nachvollziehen, was du beschreibst – mich hat Neuseeland schon am ersten Tag komplett verzaubert, und da war noch nicht mal schönes Wetter und wir haben an einem dreckigen Strand in Takapuna gecampt 😛
Seitdem lässt mich das Land nicht mehr los, und ich finde es gerade deshalb so toll, weil es mich nicht an jeder Ecke mit Superlativen erschlägt. Weil es einfach immer schön aussieht, egal wo man anhält. Weil es so viele unentdeckte Ecken und kleine Orte gibt, wo die Zeit stehengeblieben ist. Weil die Menschen so herzlich und offen sind. Weil so viel Platz ist. Und, und, und…
Aber hey, es ist vollkommen in Ordnung, wenn das nicht alle Menschen so sehen! Und du hast durchaus Recht – ein paar weniger Touristen würden dem Land inzwischen durchaus gut tun :-/ Die Entwicklung der letzten Jahre stimmt mich jedenfalls sehr besorgt.
Liebe Grüße und weiterhin gute Reisen!
Jenny
Janina says
Geschmäcker sind verschieden 😉 Danke für den Kommentar und liebe Grüße aus Kalifornien! PS: In Sand gesetzt haben wir übrigens keinen Cent, nur noch mehr Erfahrungen gesammelt…
Gina says
Hallo Janina,
Uns ging es ganz genauso mit Neuseeland. Mit der Ausnahme, dass wir nicht nur freundliche Kiwis getroffen haben, sondern auch einige muffelige oder cholerische Exemplare.
Wir kamen, so wie ihr von Australien und fanden die Weite, die Landschaft, das Klima und die Menschen dort super. Im Vergleich dazu kam uns Neuseeland beengt und überfüllt vor. Und unglaublich teuer.
Unser Fazit habe ich hier verbloggt: (bitte Link löschen, wenn nicht gewünscht): https://www.2onthego.de/neuseeland-keine-liebe-auf-den-ersten-blick/
Liebe Grüße Gina
Janina says
Danke liebe Gina, so ging es uns auch. Ich glaube, es hängt ein bisschen davon ab, was man vorher schon gesehen hat, und natürlich was man sucht… Liebe Grüße aus Kalifornien, Janina
WanderWeib says
Toll geschrieben. 🙂 Für mich liegt Neuseeland auch zu weit weg und ist zu teuer. 😉
Viele Grüße aus Tokio
Tessa
Janina says
Hihi 🙂 Liebe Grüße aus Kalifornien!
Manu says
Mein (und das meines Mannes) ewiges Traumziel war Neuseeland. Als Familie mit 2 kleinen Kindern (3+5J.) haben wir den langen Flug auf uns genommen und verbrachten 8 wundervolle, unvergessliche Wochen in diesem fantastischen Land.
Es gibt mittlerweile so viele Reiseberichte online, aus denen man im Voraus erfährt, dass die Landschaft in Neuseeland überwiegend nicht einzigartig ist, es sind nicht die Ultimativen, die man hier erlebt, es ist die Vielfalt an unterschiedlichen Landschaften, die man auf so kleinem Raum erleben kann.
Wir hatten in den 8 Wochen alle Temperaturen von -2 bis 32 Grad, waren im Urwald, in der Wüste, am Strand, in den Bergen, auf Vulkanen, an Geothermalqellen, etc , haben unwahrscheinlich viele Tiere gesehen. Und das innerhalb weniger Stunden. Keine ewig langen Autofahrten in gleichbleibender Landschaft wie in Australien, sondern ständige Abwechslung und immer wieder Gründe, um zwischendurch anzuhalten. Das Abenteuer Wohnmobil und Freedom Camping, teils in wirklich unberührter Natur übernachten zu können. Den klarsten Sternenhimmel meines Lebens hier zu erleben. Es sind so viele Erlebnisse, Erinnerungen, Erfahrungen, die ich für mein ganzes Leben mitnehme.
Ich will unbedingt und auf jeden Fall wieder hierherkommen. Und ich wünsche meinen Kindern auch diese schönen Erlebnisse als Erwachsene zu erfahren und mitzunehmen.
Janina says
Freut mich, dass Euch NZ so gut gefallen hat. Liebe Grüße aus Kalifornien 🙂
Nadine says
Liebe Janina,
ein authentischer, ehrlicher Artikel über ein Land, das mit grandiosen Landschaften wartet, uns aber ebenfalls nicht ganz in seinen Bann ziehen konnte. Vielleicht liegt es am Hype, vielleicht an den Touristenmassen, aber auch uns ist klar, dass wir so bald nicht wiederkommen werden.
Die touristische Infrastruktur in Neuseeland ist einfach abgefahren, was ja für viele Reisende auch durchaus positiv sein kann. Für uns ging das jedoch zu Lasten des Naturerlebnisses, das uns eben total wichtig ist.
Wir reisen zwar momentan noch ohne Kind, aber gerade in Anbetracht der unzähligen Elternzeitler in NZ kann ich euren Einwand verstehen. NZ ist ein schönes, einfach zu bereisendes und sicheres Land, doch vielleicht muss man hier wirklich nicht so weit in die Ferne schauen und wäre bei einem abwechslungsreichen Trip durch Europa günstiger, unkomplizierter und ökologischer unterwegs. Oder man genießt wie ihr die Weiten von Australien… 😉
LG, Nadine
Janina says
🙂
Ghoutam says
Hallo,
Wir sind 6 Monate mit 2 Kids (5/7) durch Middle East, South East Asia, AUSTRALIA und newzealand gereist. Dabei hatten wir 4 anstrengende, interessante und abwechslungsreiche Wochen in NZ.
Wir können Deine Erfahrungen 100% unterschreiben auch wenn wir Freunde in NZ haben.
Extra nach NZ fliegen von DE aus für ein paar Wochen lohnt Sicht echt nicht!
Lg,
Ghoutam
Janina says
Danke. lieber Ghoutam. Eine meiner besten Freundinnen ist auch in Auckland, sie lieben wir, aber NZ… Trotzdem schönes Land nur viel zu sehr gehyped, denke ich. Alles Liebe für Euch. Middle East machen wir auch noch irgendwann. Viele Grüße aus San Francisco
Vroni says
Hallo Janina,
interessanter Artikel. Wir überlegen gerade selbst ob wir für 4-6 Wochen mit unseren Kindern (3 und 6 Jahre dann) durch Neuseeland reisen sollen. Wir waren schon in Thailand, Indien, USA Westküste und Australien mit dem Rucksack unterwegs – alles noch ohne Kinder.
Und jetzt wollen wir den Winter nächstes Jahr nochmals nutzen bevor die Schule losgeht. Zur Auswahl stehen Chile/Patagonien und Neuseeland. Beides mit Camper nicht gerade günstig zu bereisen und wenn man die Inlandsflüge in Chile aufgrund der Entfernungen mit einkalkuliert, ist der Flug auch nicht wirklich kürzer.
Wir sind hin und her gerissen, wobei meine Ängste genau deinen Artikel wiederspiegeln. Warst du schon in Chile?
Janina says
Ihr Lieben, in Chile waren wir leider noch nicht… Euch aber ganz viel Spaß! Liebe Grüße!