Die grüne Hügellandschaft Neuseelands Norden zieht an uns vorbei. Die Vulkane brodeln. Schafe gucken uns hinterher. Wir kurbeln das Fenster runter. Drehen die Musik auf. Sind wieder zurück in unserem Element. Das Bett in unserem Auto ist frisch bezogen. Der Rest der Wäsche duftet gut. So wie wir.
Die letzten zwei Nächte haben wir bei einer Freundin verbracht. In einem richtigen Haus. Mit Duschen. Wäsche waschen. Essen kochen. Jetzt sind wir wieder unterwegs. In unserem Nissan Kombi, den wir zu einem richtigen kleinen zu Hause ausgebaut haben. Mit allem, was wir bauchen. Mit allem, was uns unterwegs glücklich macht.
Seit mehr als vier Monaten leben wir mittlerweile im Auto. In Australien in unserem Campervan. Hier in Neuseeland in der etwas kleineren Version. Reicht trotzdem. Denn Camping mit Kind ist eines der größten Abenteuer, das Ihr zusammen erleben könnt. Hier kommen ein paar Tipps für Euch, um direkt durchzustarten:
1. Kaufen oder mieten:
Wie bei so vielen Punkten, geht es hier ganz einfach um Euer Budget. Wenn Ihr unterwegs viel Geld ausgeben könnt, ist mieten wahrscheinlich die entspanntere Variante. Ihr sucht Euch im Vorfeld (online) ein Auto aus, holt es bei Ankunft ab und fahrt los. Alles ist organisiert, alles ist inklusive. Je nach Auto mit einer ziemlich guten Ausstattung und Versicherungen oben drauf. Doch das hat natürlich seinen Preis. Und der übersteigt unsere monatlichen Ausgaben um Einiges.
Deshalb habe ich sowohl in Australien als auch in Neuseeland ein Auto gekauft. Im Internet gibt es verschiedene Gruppen, in denen Backpacker ihre gebrauchten Autos zum Verkauf anbieten. Die sind meistens schon mit genau dem ausgestattet, was Ihr für unterwegs braucht. Und oftmals richtig günstig.
Im Idealfall könnt Ihr das Auto nach Eurer Reise dann mit wenig Verlust direkt weiter verkaufen. Was den ganzen Trip natürlich viel finanzierbarer macht.
Der Nachteil hierbei ist allerdings, dass Schäden jeglicher Art natürlich nicht inbegriffen sind. Wenn Ihr also eine Panne mit dem Auto habt, müsst Ihr selber in die Werkstatt fahren und eine Reparatur auf Eure Kosten in Kauf nehmen. Und auch den Verkauf im Anschluss müsst Ihr rechtzeitig organisieren, damit Ihr nicht auf dem Auto sitzen bleibt.
Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass sich potentielle Reparaturkosten immer in Grenzen halten. Und selbst, wenn der schlimmste Fall eintreten sollte, und Ihr das Auto am Ende nicht mehr los werdet (was eigentlich nie passiert), kommt Ihr beim Autokauf noch günstiger weg als beim Mieten.
2. Groß oder klein:
Natürlich ist ein großes Wohnmobil mit toller Ausstattung und richtigem Komfort eine schöne Sache. Für uns allerdings vollkommen unnötig. Und oben drauf viel zu teuer. Auch in einem kleinen Auto wie unseren Nissan Kombi machen wir es uns richtig gemütlich und heimelig. Selbst, wenn es mal den ganzen Tag regnet, und wir uns von einem Buch zum nächsten hangeln. Platz haben wir immer genug, denn die meiste Zeit des Tages sind wir im Normalfall eh draussen unterwegs. Und freuen uns dann am Abend umso mehr, wenn wir uns in unsere kleine Höhle kuschen können.
Ausserdem ist ein kleineres Auto natürlich viel leichter zu fahren. Und zu parken. Und günstiger im Verbrauch. Entscheide da einfach nach Euren Gewohnheiten, und wieviel Platz Ihr tatsächlich braucht. Gerade in Neuseeland sehen wir so oft ganz junge Pärchen, die in einem riesigen Wohnmobil unterwegs sind. Wofür sie den ganzen Platz benötigen, bleibt mir ein Rätsel . Denn genau wie in Australien gibt es hier an jeder Ecke frisches Wasser, Duschen und Toiletten. Und die sind meistens echt ok.
3. Campingplatz oder Wildnis:
Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich morgens mit meinem Kaffee in unserem Kofferraum sitze, Maxi noch schläft und ich den Sonnenaufgang beobachte. Mitten in der Wildnis. Mitten im nichts. Meistens (fast) allein. Das Schlafen und Aufwachen in der Natur ist einfach wunderschön.
Wenn Ihr auf einem Campingplatz parkt, habt Ihr natürlich den Vorteil von warmen Duschen, sauberen Toiletten und geräumigen Küchen. Aber Ihr seid nicht allein. Sondern steht im schlimmsten Fall wie die Sardinen mit anderen Campern in eine Reihe gequetscht. Für mich der pure Horror. Der zudem noch unglaublich teuer ist.
Sowohl in Australien als auch in Neuseeland gibt es viele kostenfreie Plätze, auf denen Ihr übernachten könnt. Manchmal mit Auflagen, dass das Auto eine Toilette an Bord haben muss. Oftmals aber frei für Alle. Und eigentlich immer an den schönsten Orten gelegen. Mitten im Wald, direkt am Strand oder ganz nah an der nächsten Stadt. Über Apps wie CamperMate oder WikiCamps sind sie leicht zu finden und meistens auch mit hilfreichen Kommentaren beschrieben. Wir übernachten in dieser Form seit Monaten an den tollsten Plätzen. Immer kostenlos. Immer wunderschön. Immer einzigartig.
Und falls wir mal nichts in der Gegend finden, in der wir gerade unterwegs sind, bitte ich einfach die Einheimischen um Hilfe. Denn Du darfst wirklich nicht unterschätzen, wie hilfsbereit die Menschen unterwegs sind. Gerade, wenn Du mit Deinem Kind angereist kommst.
Ich habe schon oft fremde Menschen angesprochen, ob wir bei Ihnen in der Straße oder Einfahrt schlafen können. Und die Reaktionen sind wirklich herzerwärmend. Reichen von einem Schlafplatz vor der Tür, über die Benutzung der Waschmaschine bis hin zum gemeinsamen Kochen eines tollen Essens. Oft werden wir am nächsten Tag dann noch mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ausgestattet und mit den liebsten Wünschen für unsere weitere Reise verabschiedet.
Du bekommst ziemlich schnell ein gutes Gefühl, wo oder bei wem Du unterwegs übernachten kannst. Natürlich finden wir auch schon mal den ein oder anderen Platz, der mir auf Anhieb nicht so toll gefällt. Dann ziehen wir direkt weiter, und gucken uns nach etwas Besserem um. Deshalb versuche ich wenn möglich immer am späten Nachmittag an neuen Plätzen anzukommen. Wenn es noch hell ist. Dann haben wir genug Zeit die Umgebung unter die Lupe zu nehmen, und eventuell noch ein bisschen weiter zu fahren.
4. Zigeunerleben oder Luxus:
Wohnmobil, Campingplätze, Essen im Restaurant. Natürlich kannst Du Dein Camping mit Kind richtig luxuriös gestalten. Musst Du aber nicht. Denn gerade die Einfachheit ist das, was Max und ich an unseren Road Trips so lieben. Zurück zum Wesentlichen. Das macht nicht nur Spaß, sondern tut auch mal richtig gut.
Wenn wir nicht Unmengen an Platz zur Verfügung haben. Täglich hunderte Liter an Wasser verbrauchen können. Und unser Abendessen auf dem kleinen Gaskocher unter der nächsten Palme kochen. Dafür aber frei und wild unterwegs sind. Unsere Nudeln mit Blick auf die schönsten Strände verputzen können. Um danach mit sandigen Füßen ins Bett zu krabbeln und die Sterne durch die Autoscheiben zu beobachten.
Was für ein schönes Gefühl so unabhängig zu sein. Und gleichzeitig die kleinen Dinge des Lebens wieder richtig schätzen zu lernen. Wie eine warme Dusche. Frische Wäsche. Ein mit Käse überbackenes Kartoffelgratin aus dem Ofen. All das ist für uns im normalen Leben so selbstverständlich. Auf Tour hingegen etwas ganz Besonderes.
Genau wie die grüne Hügellandschaft Neuseelands Norden. Die brodelnden Vulkane. Wir kurbeln das Fenster runter. Drehen die Musik auf. Mit dem Auto auf großer Tour – das ist unser Element.
Wie bist Du beim Camping mit Kind unterwegs? Welche Tipps kannst Du noch mit auf die Fahrt geben?
hila says
das klingt so wunderbar!
ich wünsche euch noch das allerbeste für die weitere reise! der blog und vor allem der podcast sind großartig!
gibt es seiten wie campermate oder wikicamps auch für deutschland/ europa?
Janina says
Liebe Hill, vielen dank für Deinen tollen Kommentar. Ob es die Apps auch für Europa gibt, weiß ich nicht. Aber bestimmt findest Du etwas ähnliches… Ganz liebe Grüße aus Neuseeland
Markus says
Wir waren im März 2017 mit unserer damals 7 Monate alten Ella in Neuseeland unterwegs. Wir waren eines der Pärchen mit einem 7m Wohnmobil und haben den reichlichen Platz nicht missen wollen, haben aber auch genug Leute mit gekauften kleinen Kombis getroffen und um ihre Flexibilität bei der Routenplanung beneidet.
Der Grund warum ich hier einen Kommentar lassen möchte ist eine Richtigstellung: ” Manchmal mit Auflagen, dass das Auto eine Toilette an Bord haben muss. ” diese Auflage gilt grundsätzlich fürs Freedom Camping in Neuseeland für Australien kann ich nicht sprechen. D.h. mit einem kleinen Kombi ohne entsprechendes Zertifikat ist Freedom Camping nur auf Privatgrund mit Zustimmung des Eigentümers gestattet. Leider gibt es unter Touristen genug die ihre Hinterlassenschaft in der Wildnis zurücklassen und keine der zahlreichen und fast immer Top gepflegten öffentlichen Toiletten benutzen, daher habe ich durchaus Verständnis für diese Regelung. Ein verstoß belastet das Budget übrigens mit 200 NZD, also nicht wirklich eine günstige Übernachtung.
Und ja, uns hat Neuseeland gepackt und lockt unaufhörlich sich den 27 Stunden Flug nochmal anzutun.
Janina says
Lieber Markus, freut mich, dass Euch Neuseeland so gut gefallen hat. Die Geschmäcker sind ja verschieden, und das ist auch gut so. Alles Liebe und Kia Ora, falls ihr bald wieder nach NZ kommt 😉