Wir reisen mit dem Bus durch Bali. Draussen rauschen die Reisfelder schnell an uns vorbei. Drinnen hält sich der penetrante Geruch von verdrecktem Auto Interieur hingegen umso hartnäckiger.
Max sitzt am Fenster, die Stirn an das Glas gepresst. Schaut Gedanken verloren auf die Landschaft. Und auf einmal passiert es:
Sein Mund öffnet sich ein kleines Stück, die kleine Zunge schlüpft heraus und leckt einmal über die Scheibe. Genüsslich.
Ich könnte kotzen.
Sauberkeit auf Reisen mit Kind ist je nach Land ziemlich wichtig. Doch je nach Kind auch ziemlich schwierig.
Am Anfang einer Reise versuche ich mit Max schon immer auf ein paar Kleinigkeiten zu achten. Mit der Zeit werde ich dann allerdings doch schnell nachlässig. Alles andere wäre auch unrealistisch.
Ein paar Dinge in Punkto Sauberkeit sind dennoch nicht verkehrt. Anfänglich, wenn nicht sogar durchgängig. Auch für Dich und Dein Kind:
Gefahrenquelle Nr. 1: Hände.
Es ist einfach unglaublich, wo die kleinen Hände täglich dran herumfummeln. Eigentlich überall. Um direkt im Anschluss immer mal wieder im Mund zu landen. In den ersten Tagen habe ich genau für solche Fälle eine kleine Flasche Desinfektionsmittel dabei. Ich bin alles andere als eine Sagrotan Mami, aber eine Runde Hygiene to go finde ich ab und zu schon ganz ok.
Meist ist das Immunsystem durch lange Flügen, Jet Lag und neue Umgebung ein bisschen aus dem Gleichgewicht. Da muss man ja nicht gleich noch mit neuen Bakterienstämmen angreifen.
Mit der Zeit reicht dann auch Hände waschen aus. Aber das versuche ich schon beizubehalten. Klappt mal besser, mal schlechter. Vor dem Essen aber fast immer.
Gefahrenquelle Nr. 2: Toiletten.
Davon habe ich schon einige internationale Varianten von innen gesehen, und müsste deswegen eigentlich abgehärtet sein. In 99% der Fälle, finde ich es aber trotzdem ziemlich widerlich. Deswegen bevorzuge ich eigentlich immer die outdoor Version. Vor allem für Max. Wenn möglich.
Mein größter Horror: Lange Bus- oder Zugfahrten. Ich versuche dabei meinen Wasser-Konsum so gut es geht zurück zu schrauben. Für Max habe ich immer eine kleine, leere Flasche dabei. Selbst im voll besetzten Bus durch Thailand haben wir es mittlerweile so perfektioniert, dass eigentlich niemand mitbekommt, warum bei uns die Wasserflaschen eher voller statt leerer werden.
Bei Zugfahrten über Nacht buche ich oft lieber ein ganzes Abteil in der dritten oder vierten Klasse, zum Preis von zwei Sitzen in der ersten. Dann sind die Liegen vielleicht nicht ganz so gemütlich, aber wir haben unsere Ruhe und sind ungestört. Keine schnarchenden Mitreisenden neben, keine käsigen Füße über uns.
Und für mich fast das Wichtigste: Keine fremden Beobachter, wenn statt der Wasserflasche für Max auch der Joghurt Becher für mich als wahrscheinlich sauberster Toilettenersatz weltweit zum Pieseln herhalten muss.
Gefahrenquelle Nr. 3: Essen.
Anscheinend kann man Restaurants immer nach der Sauberkeit ihrer Toiletten beurteilen. Das solltest Du Dir vor Allem in Asien hingegen lieber abschminken. Sonst droht der Hungertod.
Generell gibt es beim Essen in fremden Gefilden nie Sicherheit: Mich hat es schon nach dem Verzehr exquisitester Speisen in teuren Etablissements zerrissen, die fettigen Snacks aus den günstigsten Garküchen Thailands konnten uns dagegen gar nichts anhaben.
Ein paar Dinge sind natürlich dennoch ganz nützlich, und können Euch eventuell vor der nächsten Lebensmittelvergiftung bewahren:
Dazu gehören die absoluten Basics wie keine Eiswürfel aus und Leitungswasser generell, eher selten Salat und so gut es geht kein ungeschältes Obst. Wobei das gerade bei den leckeren Säften und Smoothies oft ein kleines Problem darstellt. Deswegen bin ich hier mittlerweile auch eher entspannt.
Ein bisschen genauer solltest Du auch beim Tofu oder ähnlichem in den Auslagen der Garküchen, Warungs etc. hinschauen. Je nachdem wie oft der sich schon in der Sonne gewälzt hat, kann es auch hier sehr unappetitlich werden. Das Selbe gilt natürlich für Eiscreme: Max würde auf Reisen gerne eine Kugel nach der anderen verspeisen. Aber auch da bin ich ein bisschen vorsichtig.
Wenn Du generell mit wachsamen Auge durch die kulinarischen Gefilde der verschiedensten Länder gehst, passiert eigentlich eher selten was. Selbst wenn, geht es ganz schnell wieder vorbei. Und ich schreibe aus Erfahrung:
Während ich auf meinem Laptop tippe, liegt Max im Bett und schläft erschöpft. Nachdem er sich in der vergangenen Nacht diverse Male übergeben hat. Theorie und Praxis eben 🙂
Gefahrenquelle Nr. 4: Unterkünfte.
Was die Unterbringung angeht, solltest Du mit Kind von den völlig versifften Backpacker Absteigen Abstand halten. Denn: Du kannst auch eine günstige und dennoch schöne und saubere Unterkunft für Euch finden. Es nützt nämlich ziemlich wenig, wenn Du Dir täglich zwar ein paar Euro sparst, Ihr Euch aber absolut unwohl fühlt.
Bettwanzen, Läuse oder Flöhe mit Kind auf einer Reise zu überstehen, ist eher semi lustig.
Ich bin wirklich ein großer Fan von Airbnb. Denn hier hast Du neben einer hübschen Unterkunft, auch noch gleich ein bisschen Anschluss an Einheimische, und kannst super Kontakte knüpfen. Gerade mit Kind ist es auch gut zu wissen, dass Du einen Ansprechpartner hast. Falls mal etwas sein sollte.
Oder Dich das Heimweh packt und Du am Abend bei einem Bier mit einem über Fünfjährigen in Ruhe quatschen möchtest. Besonders wenn Du längere Zeit alleine mit Deinem Kind unterwegs bist, kann das eine absolute Bereicherung sein.
Andere Länder. Andere Sitten. Andere Sauberkeit.
Natürlich wirst Du auf Reisen das ein oder andere Mal mit ziemlich ekelhaften Dingen konfrontiert werden. Aber das ist ok. Versuche einfach ein gewisses Maß an Sauberkeit beizubehalten, dabei aber nicht zu empfindlich zu sein.
Selbst ungewaschene Hände, die ein oder andere dreckige Toilette oder eine nicht gerade den europäischen Hygiene Standards entsprechende Garküche, wird Euch nicht umhauen.
Max hat es natürlich auch schnell wieder überstanden. Trotz der widerlichen Bus Aktion. Danke, liebes Immunsystem. Darauf gibt’s zur Belohnung ein Eis.
Wieviel Sauberkeit ist Dir auf Reisen mit Deinem Kind wichtig?
Juli says
Erst einmal: super Blog! Ich verfolge mit Spannung eurer Reise.
Bisher sah ich auf Reisen es auch eher entspannt. Hände waschen und Feuchttücher zum Abwischen der Hände haben bisher gereicht. Bei Eis gibt’s kein Softeis wegen der Salmonellen… Obwohl es auch schon Ausnahmen gab. Übernachtet haben wir meist bei Verwandten oder in einem Hotel. Im Hotel war das Kinderbett sehr schmudelig, so dass ich mein Kind im normalen Bett hab schlafen lassen. Einfach nicht nachdenken, was in der Matratze ist ;).
Weite Reisen haben wir bisher nicht gemacht, der Flug war nie länger als 4 h.
LG Julia
Janina says
Liebe Julia, danke für Deinen Kommentar. Ja, meistens ist Augen zu und durch echt die beste Variante 🙂 Ganz liebe Grüße von Bali!
Fenja says
Liebe Janina,Du schreibst mir gerade aus der Seele. Unser 3 jähriger leckt gerade mit Vergnügen in Thailand die Regentropfen von Geländern usw ab. Echt eklig! Aber bis jetzt ist noch alles gut. Bis auf das Hände waschen achten wir aber auch nicht auf viel, ist auch echt schwer umzusetzen.
Liebe Grüße Fenja
Janina says
Danke, liebe Fenja, Danke Dir für Deinen Kommentar 🙂 Ja, selbst das Hände Waschen ist oft schon schwierig… Liebe Grüße von Bali!
Julia says
Wow, ich bin so voller Begeisterung für deine Reise und deinen Weg, den du mit deinem Kleinen gehst. Deine Seite hat mich ermutigt mit meinem Sohn (auch 5) eine Reise nach Marokko zu unternehmen, erst mal nur für eine Woche, aber immerhin, es war einfach fantastisch und ein lang gehegter Lebenstraum. Seit ein paar Tagen sind wir wieder zu Hause und es arbeitet in mir, wohin es als nächstes geht (: Es war das Beste, das ich seit Jahren tun konnte und ich habe mich ewig dazu nicht durchringen können……bis ich auf deine Seite gestoßen bin. Vielen Dank für diese (indirekte) Motivation und für die vielen hilfreichen Tipps.
Habt eine schöne Zeit, ich freue mich stets von euch “zu hören” (:
liebe Grüße
Julia
Janina says
Oh liebe Julia, das freut mich so sehr. Super, dass Du Dich “getraut” hast. Ist viel einfacher, als gedacht, oder? Hab weiterhin tolle Reisen mit Deinem Kind und ich würde Euch als nächstes Ziel Bali empfehlen 🙂 Alles Liebe!