Noch völlig verschlafen tappe ich am Morgen die Treppe herunter. Ziel: Kaffeemaschine. Mit dem gefüllten Becher in der Hand, lege ich mich draussen im Garten auf das passende Mobiliar. Den Pool im Blick, die Sonne auf dem Gesicht. Für die nächsten Minuten werde ich diesen Platz nicht verlassen. Vielleicht sogar Stunden. Denn kurze Zeit später gesellen sich noch die dazugehörigen Kinder in das Szenarium. Rein in den Pool. Raus in den Pool. Und wieder zurück. So entspannt war ich schon lange nicht mehr. Rentnerstyle im Sunshine Staat. Wie praktisch, dass ein Teil meiner Familie hier in Florida wohnt und wir uns für ein paar Wochen einnisten können.

Saint Petersburg/ USA
Seit ein paar Tagen sind wir dementsprechend im ausgeprägten Abhäng-Modus unterwegs. Bewegen uns höchstens vom Haus zum Strand. Oder noch ein bisschen weiter bis zum Einkaufszentrum. Wissen, wo wir was bekommen. Und wer uns Selbiges im Bio Supermarkt über das Band zieht.
Kurz: Wir sind angekommen. Kurz. Denn nach ein paar Tagen merke ich es schon. Wie es langsam anfängt zu kribbeln. Sie sich behutsam wieder anschleicht. Die Lust auf Abenteuer. Die Lust auf entdecken. Die Lust auf wieder losziehen.
Erster Stopp: Das Universum
Die entsprechende „Was ist was?“ Fachliteratur hat in Deutschland schon vor ein paar Jahren den Grundstein für Max’ Berufswahl gelegt. Astronaut. Klassisch. Wie toll, dass die dazugehörigen Raketen aktuell fast in unserer Einfahrt parken. Das Kennedy Space Zentrum somit um die Ecke liegt und wir für ein paar Stunden auf Neil Armstrongs Spuren unterwegs sind. Es hat schon was, wie heroisch die Amerikaner ihre Erfolge im All feiern. Dem Anlass angemessen ausstellen und gerne mit passendere Dramatik unterlegen. Doch der typische Kitsch hin oder her, das Ganze einmal von Nahem zu sehen, ist toll. Für uns beide.

Kennedy Space Center/ USA
Doch löst auch Respekt ein. Uns beiden. Max hat teilweise richtig Angst, wenn die 3D Produktionen aufs Ganze gehen und neben hautnahen Bildern auch eiskalter Wind uns die Sinne benebelt. Spätestens die Horror Geschichten von Explosionen beim Start oder anderen „Beinahe Katastrophen“ lassen Max am Schluss seine Zukunft noch einmal überdenken. Wobei ich am liebsten sofort an Bord gehen würde. Der Eine zu ängstlich, die Andere zu alt. Wird wohl nichts mit einer Breitling Mission ins All.
Mit Tempomat durch die Everglades
Das Gefährt unserer Wahl hat von futuristischer Bauweise zwar eher weniger abgekommen. Doch es rollt. Und das in unveränderter Geschwindigkeit. Mit dem Tempomat Knöpfchen im Dauereinsatz fetzen wir einmal quer durch Florida. Nicht ganz so schnell wie die typischen Luftboote, doch auch unser Mietauto führt uns am Ende zur Touristen Attraktion Nummer Eins. Eher ungeplant, dafür umso spannender.
Nach ein paar Stunden Strecke vorbei an einem Sumpf nach dem anderen, legen wir ein kleine Pause ein. Nichts spektakuläres: Typischer Autobahn Parkplatz, typische Piesel Pause und ein leicht müder Blick, der über den anliegenden Fluss schweift. Sonne. Wasser. Grünes Gestrüpp und mittendrin zwei leuchtende Augen. Kein Zaun, kein großer Abstand. Nur wir. Und das Krokodil.

Key Largo/ USA
Im Nachhinein ziemlich cool, in dem Moment aber irgendwie gruselig. Wie es dort liegt. Höchstens zwei Meter von uns entfernt. Eigentlich nichts macht, bis auf die Gänsehaut auf meinen Armen. Und die Tatsache, dass wir unsere Pause doch ein wenig verkürzen und danach bis nach Miami durch cruisen.
Bienvenido a Miami
Im ersten Moment bin ich richtig überrascht. Als wir endlich ankommen und plötzlich Keiner mehr Englisch spricht. Was für ein cooler Mix aus Lateinamerikanischer Warmherzigkeit und Amerikanischer Übertriebenheit. Fast fühle ich mich ein bisschen wie im Disney Land in Tokyo, als wir unsere ersten Schritte entlang Miami Beach laufen. Alles bunt, alles laut, und alles nicht so wirklich echt. Doch trotzdem toll anzuschauen, wie sie in ihren mehr als knappen Klamotten und aufgedrehter Musik auf den mordernsten Zweirädern, die ich je gesehen habe, die Strandpromenade auf und ab fahren. Und wir dann relativ schnell flüchten. Weg vom Bling Bling, rein in die offensichtliche Hochburg der Hipster Bewegung: Wynnwood.

Miami Beach/ USA
Ein eigentlich eher graues Viertel, dass durch seine Graffiti Kunst allerdings mehr strahlt, als die gebleichten Zähne ein paar Kilometer weiter Richtung Strand. Stundenlang schlendern wir an den Kunstwerken vorbei, beobachten die verschiedenen Menschen, die hier auf und ab spazieren und vom Style her auch ganz gut nach Byron Bay passen würden. Maxi darf am Ende selber die kleinen Patschehändchen an eine Farbsprühflasche legen und sich auf einer der Mauern verewigen. Als dann sogar noch der Vollmond am Horizont erscheint, und das ganze Viertel auf einmal in lila Licht getaucht wird, macht mein Herz einen riesigen Hüpfer und verliebt sich ein bisschen. In diese tolle Stimmung, in diese tollen Stadt.

Miami/ USA
Die gleichzeitig schon Einstimmung auf unser nächstes Ziel ist: Jeder Taxifahrer der Stadt, der uns von einem Punkt zum nächsten kutschiert, kommt aus Kuba. Erzählt von der Situation vor Ort. Lässt uns staunen. Lässt uns nachdenken. Doch noch mehr darauf freuen. Denn das Ganze werden wir uns in ein paar Tagen live angucken. Vielleicht nicht mit einem Pool im Garten. Vielleicht nicht mit einem Bio Supermarkt um die Ecke. Wir machen uns eher auf das komplette Gegenteil gefasst. Umso besser. Denn ich merke es schon wieder. Wie es langsam anfängt zu kribbeln. Sie sich behutsam wieder anschleicht. Die Lust auf Abenteuer. Die Lust auf entdecken. Die Lust auf wieder losziehen. Auf nach Kuba!
Was bevorzugst Du auf Reisen mit Kind: So viel sehen wie möglich oder so viel chillen wie nötig?
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