Wie eine Einfahrt zu einer völlig neuen Welt baut sich die Brücke vor uns auf. Riesig. Imposant. Dennoch einladend. Wir drehen unsere Köpfe so schnell es geht von links nach rechts. Um ja nichts zu verpassen. Das Wasser. Die Schiffe. Die Hochhäuser. Das Opernhaus. Sydney.
Nach mehr als sieben Stunden Fahrt. Mitten durch eine Masse an fahrenden Autos. Mitten durch noch mehr laufende Menschen.
Seit fast drei Monaten sind wir mittlerweile in Australien unterwegs. Die meiste Zeit davon mit dem Auto. Kommen unserem Ziel Melbourne dabei immer näher. Noch rund 1.000 Kilometer. Was für eine Fahrt, die da noch vor uns liegt. Doch lange Strecken durch dieses wunderschöne Land sind nicht das Einzige, was wir in Australien gelernt haben.
Weniger bleiben. Mehr fahren.
In unserem kleinen Zuhause. Unserem kleinen Bus. Mitten in einem so großen Land. Mitten in einer für uns so neuen Verkehrssituation. Wir hatten zwar schon auf Bali gelernt, auf der linken Seite zu fahren. Doch nur auf dem Roller. Nur ohne wirkliche Regeln. In Australien hat es mich am Anfang schon ziemliche Konzentration gekostet. Ein ganz normales Strassensystem. Mit roten Ampeln. Geschwindigkeitsbegrenzungen. Polizeikontrollen. Nur eben auf der anderen Seite. Und selbst nach knapp drei Monaten passiert es mir immer noch ab und zu. Dieser kleine Blitzgedanke, der beim Abbiegen in meinen Kopf schiesst: Fahre ich hier gerade richtig?
Und ob. Seit mehr als 5.000 Kilometern. Mit dem besten Beifahrer an meiner Seite. Der besten Natur vor meinen Augen. Und den längsten Strecken unter meinen Füßen. Denn das ist ohne Zweifel etwas Neues, das ich hier gelernt habe. Stundenlang einfach nur zu fahren.
Durch das weite Land. Entlang dem noch weiteren Ozean. Und es macht mir immer mehr Spaß. Maxi auch. Mit geöffneten oder geschlossenen Augen. Staunend oder entspannt. Für mich fast schon meditativ. Und oftmals die beste Zeit all die Eindrücke, die wir auf der Strecke gesammelt haben, zu verarbeiten. Im Ansatz. Denn der Nächste liegt schon für uns bereit. Nur wenige Kilometer entfernt. Mit Sicherheit.
Weniger planen. Mehr vertrauen.
Vor ein paar Monaten hatte ich in Bali in der Küche einer Freundin, einer Australierin gegenüber gesessen. Mit großen Augen und leerem Plan ihren Geschichten und Tipps zugehört. Mit was wir Down Under reisen sollten. Wie lange. Von wo nach wo. Brisbane. Sydney. Melbourne. Oder doch anders herum? Sie wusste Bescheid. Ich irgendwie gar nicht.
Erst ein paar Tage vor der Abreise hatte ich dann die ersten Zentimeter der Landkarte inspiziert. Und dennoch nicht wirklich registriert. Denn seit unserem Start in Cairns haben wir uns einfach nur treiben lassen. Wussten teilweise am Morgen nicht, wo wir am Abend ankommen werden. Wen wir treffen werden. Wie es sich anfühlen wird.
Was für ein Glück. Denn genau diese Spontanität hat uns nicht nur an die schönste Plätze geführt. Sondern auch zu den schönsten Menschen.
Mein Laptop liegt auf meinem Schoß. Maxi liegt auf dem Bett vor mir. Mein Blick hängt auf der anderen Seite des Fensters fest. Am Strand. Bondi Beach. Sydney. Vor ein paar Wochen war das für mich nur ein unbekannter Begriff. Für die nächsten Tage ist es unser zu Hause. Bei einer mittlerweile wundervollen Bekannten, die wir in Byron Bay kennen gelernt haben. Sich zu uns eingeladen hat. Und mit viel Planung sicherlich niemals unseren Weg durch Australien gekreuzt hätte.
Weniger fürchten. Mehr genießen.
Die schönste Natur. Mit den schönsten Tieren. Und den anfänglich schrecklichsten Momenten. Wenn mein Auge auf der Suche nach etwas Beweglichem tatsächlich Erfolg hatte. Mitten im Busch. Mitten in der anscheinend gefährlichsten Flora und Fauna der Welt. Egal ob Schlangen. Spinnen. Krokodile. Giftige Frösche. Australien hat alles zu bieten. Und uns das auch gezeigt.
Wie toll. Denn mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt. An die Schlange, die am Morgen an meiner provisorisch aufgebauten Kaffeestelle im Regenwald vorbei schlängelt. An die Spinne, die ich in der Nacht in unserem Auto entdecke. An die Krokodile, die nur wenige Meter von uns entfernt im Wasser auf der Lauer liegen.
Alles natürlich mit Vorsicht zu genießen. Aber noch mehr mit Interesse. Denn das Leben inmitten der Natur, fasziniert uns immer mehr. Mit Allem was dazu gehört. Neben den ganzen gewöhnungsbedürftigen Tieren immerhin auch wundervolle Vögel, Koalas, Kängurus, Delfine und noch viel mehr. Einzigartig. Und eindeutig kein Grund zum Fürchten.
Weniger Deutsch. Mehr Englisch.
Genau eine Woche hatte es gedauert. Bis es anfing. Zu sprudeln. Fast schon zu explodieren. Anfänglich ein bisschen holprig. Mittlerweile immer mehr flüssig. Ein bunter Cocktail aus Englisch und Deutsch. Aus Maxis Mund.
Es ist einfach nur erstaunlich, wie schnell er die neue Sprache aufgenommen hat. In sich einsaugt. Und kurz darauf gleich wieder ausspuckt. Das beste Alter, um noch bilingual aufzuwachsen. Die beste Umgebung, um es ganz nebenher zu tun.
Da wir die meiste Zeit mit Einheimischen verbringen, ist Maxi fast 24 Stunden am Tag von Englischen Wörtern umgeben. Und hat nicht das geringste Problem damit. Anfänglich musste ich noch ziemlich viel übersetzen. Irgendwann habe ich damit einfach aufgehört. Ohne Probleme.
Mittlerweile brabbelt er so vor sich hin. Mixt, wenn er es für nötig hält. Spricht eine von beiden Sprachen, wenn es nötig ist. Deutsch mit mir. Englisch mit all den Anderen. Und springt ohne zu überlegen zwischen Beidem hin und her.
Ein paar Tage noch. Dann geht es für uns weiter. Neuseeland. Neuer Anfang. Neue Abenteuer. Neue Erfahrungen, die wir auch wieder mit in unseren Rucksack stecken werden.
Das rote Gepäckstück, das mittlerweile ziemlich schwer geworden ist. Erst Bali. Jetzt Australien. Erinnerungen wiegen viel. Haben Gewicht. Und schaffen dennoch genügend Platz für all das, was noch kommen wird. See you soon, Australia! Du warst uns eine Einfahrt in eine völlig neue Welt. Riesig. Imposant. Dennoch einladend.
Was hast Du auf Deiner letzten Reise mit Deinem Kind gelernt?
Astrid says
In Neuseeland werdet ihr euch ähnlich treiben lassen können. Wir haben dort immer wieder Einladungen bekommen.
Ganz anders und doch ähnlich diese beiden Länder. Viel Spass weiterhin.
Astrid aus Köln
Janina says
Liebe Astrid, wir freuen uns auch schon total. Vor Allem auf die Hobbits 🙂 Liebe Grüße!
Sibylle says
Hi Janina,
Dein Bericht war sehr schön ???? zu lesen. Toll, ich schaue ab und zu gerne rein bei “baertimussmit”, super macht ihr das ????.
Es hat mir auch wieder zu denken gegeben. Planen oder Spontanität, wir möchten irgendwie beides.
Ach ja, wir werden in 9 Tagen auch wieder auf Reise gehen, unsere 2. Weltreise mit Siena (10 J).
Es gibt noch viel zu tun ????????
Janina says
Danke, liebe Sybille. Und Euch natürlich auch ganz viel Spaß bei eurer Weltreise. Wir haben heute auch wieder unseren Rucksack gepackt… Viele Grüße!
Marianna says
Waaaas? Schon wieder 3 Monate um? Ist ja irre. Seit doch gerade erst in Australien angekommen?! Neuseeland wird bestimmt toll. Ich freue mich schon auf den Bericht 🙂 liebe Grüsse aus dem Süden Österreichs
Janina says
Liebe Marianna, mich wundert es auch, dass es soooo schnell vorbei war. Aber wir freuen uns auf Neuseeland… Liebe Grüße aus Melbourne!