Weltreise mit Kind? Einmal Mut für zwei, bitte!
Es muss irgendwo in Thailand gewesen sein. Letztes Jahr. Kurz nach Weihnachten. Zum Jahreswechsel. Typische Jahresabschlussgefühle:
Ich liege im Bett und Max direkt neben mir. Er schläft. Die mittlerweile gar nicht mehr so kleinen Beine und Arme von sich gestreckt, die verschwitzten Haare kleben an der Stirn. Unglaublich, dass er schon so groß geworden ist. Dass es alles so schnell ging. Dass er bald in die Schule kommt.
Und auf einmal fangen auch meine Haare an, auf der Stirn zu kleben. Schuld ist allerdings nicht die Hitze der thailändischen Nacht. Schuld ist der Angstschweiß und die Panik, die sich auf einmal in mir ausbreitet.
Vor uns liegen also tatsächlich nur noch eineinhalb Jahre, ungefähr 550 Tage, bevor alles anders wird. Bevor sich unsere Wege ein bisschen mehr trennen werden. Sich unsere gemeinsamen Reise-Abenteuer auf die paar Wochen Ferien im Jahr beschränken müssen.
Sàwàddee, Herr Ernst des Lebens. Dass Sie uns sogar in Thailand finden würden, hätte ich nicht gedacht!
Und sofort wird mir Eines klar: Diese wertvolle Zeit möchte ich nutzen. Für etwas ganz Besonderes.
Reisen und schreiben? Reisen und schreiben!
Was dann kam, kannst Du Dir vielleicht denken. Ein riesiges Chaos in meinem Kopf. Na super. Mitten im weihnachtlichen Urlaubsparadies. Unzählige Ideen, Ängste, Zweifel, Pläne…
Was will ich? Was kann ich? Was ist realisierbar? Das typische Frage-Antwort Spiel war eröffnet:
Doch egal von welcher Perspektive ich meine wilden Gedanken betrachtet habe. Ich kam tatsächlich immer wieder an dem selben Punkt an. Ich will, kann und (sollte) zwei Dinge realisieren: Reisen und schreiben!
Und dann ging es auf einmal doch irgendwie alles ganz schnell. Der grobe Plan geschmiedet. Das Chaos mal fürs Erste zusammen gefegt. Die wilden Ideen sortiert:
Wir machen in dem Jahr eine Weltreise. Zu zweit. Zu den schönsten Orten der Welt, und ich werde darüber schreiben.
Dauerherzklopfen. Dauergrinsen. Dauerfragezeichen: Super Idee, doch wie soll das gehen? Kosten, Wohnung, Vorbereitungen, Freunde, Familie. Chaos 2.0, und ich dachte, ich hatte gerade erst aufgeräumt.
California dreaming im Kopf
Ein paar Monate zuvor hatte ich auf einer anderen Reise nach Santa Cruz in Kalifornien das erste Mal von “Digitalen Nomaden” gehört. Menschen, die auf der ganzen Welt (online) arbeiten. Sich ihre Reisen und ihr Leben damit finanzieren. Keinen festen Wohnsitz haben.
Ich weiß, die Definitionen gehen hier ziemlich weit auseinander, für mich haben die Infos aber erstmal gereicht: Lustiger Name. Nette Idee. Bin ich aber nicht. Möchte ich jetzt auch gerade nicht sein. Und damit war das Thema für mich abgehakt.
Drei Monate später, ungefähr 13.000 Kilometer weiter östlich…
… und der Gedanke hatte mich tatsächlich von Kalifornien bis nach Thailand verfolgt: Ein eigenes Business starten. Selbstständig und frei sein. Überall auf der Welt arbeiten. Geht sowas? Geht sowas auch für mich? Für uns? Ich war benebelt: Von thailändischen Räucherstäbchen und internationalen Chancen. Bingo! Das könnte unser Ticket sein!
Also habe ich jedes erdenkliche Buch zu dem Thema gelesen, jeden Podcast gehört, stundenlang im Internet Erfolgs-Geschichten gesucht, gefunden und war erstmal komplett erschlagen.
So viele Möglichkeiten. So viele Ideen. Und noch so viel zu zu lernen. Spätestens hier habe ich aufgehört, die verschiedenen Chaos in meinem Kopf zu zählen.
Trotz dieser absoluten Reizüberflutung war es dann doch relativ klar und irgendwie naheliegend: Als Journalistin kann ich über die Reise schreiben. Einen Blog machen. Einen professionellen, der mit etwas Glück, wund getippten Fingern und viel Herzblut irgendwann ein bisschen Geld reinbringt. Die Reise (mit-) finanziert. Wenn das gar nicht klappt, als Freiberuflerin von unterwegs Aufträge annehmen, Artikel schreiben. Wenig Geld für viel Abenteuer. Das war der Deal.
Wer ist eigentlich Bärti?
Hast Du Lust, dass wir uns gemeinsam die Welt angucken, bis Du in die Schule kommst?
Au ja, aber Bärti muss mit!

München/ Deutschland
Ziemlich haarig, teilweise schon ganz schön abgenutzt aber immerhin von Anfang an in Max’ Leben mit dabei. Seitdem Bärti pünktlich zur Geburt bei uns eingezogen ist, geht ohne ihn gar nichts mehr: Kein erster Kindergartentag, kein Besuch bei Oma und Opa – und erst Recht kein Einschlafen. Wie konnte ich nur an eine Weltreise zu zweit denken? Bärti muss mit!
Und so hatte ich mit nur einer Frage gleichzeitig einen Namen für das Projekt, zwei Mitreisende, jede Menge Ideen und noch mehr potentielle Reiseziele: Einmal mit dem Finger über die Weltkarte. Von links nacht rechts. Oben nach unten. Was für ein Gefühl.

Berlin/ Deutschland
Bali, Australien, Neuseeland, Tahiti, San Francisco, Südamerika, Südafrika… Weniger als fünf Minuten später, und die Route war geplant. Voll mit Orten, von denen ich bis auf San Francisco noch keinen kenne. Voll mit Plätzen, die ich gemeinsam mit Max entdecken möchte. Die Menschen und Kulturen kennen lernen. Mindestens einen Monat ein Teil von ihnen werden.
Warum muss es gleich die ganze Welt sein?
Was will ich meinem Kind eigentlich mit auf den Weg geben? Was ist mir wichtig?
Ich möchte Max die Welt zeigen, bevor ich ihn auf sie loslasse. Ihm einen Blick über den obligatorischen Tellerrand ermöglichen. Ein Verständnis für Andere vorleben. Ihm zeigen, was Glück für mich bedeutet- und es bedingungslos mit ihm teilen.
Und soll ich Dir etwas Wichtiges verraten? Ich wünsche mir das Gleiche für Dich. Obwohl wir uns (noch) gar nicht so richtig kennen (das wird sich jetzt hoffentlich ändern!).
Ich will jetzt noch kein Kind, ich will noch reisen.
oder (mein Favorit):
Früher bin ich ja schon viel und voll gerne gereist. Aber jetzt mit Kind…
Solche Sätze habe ich schon so oft gehört, verstehen werde ich sie hoffentlich nie. Natürlich ist eine Weltreise mit Kind anders. Aber anders bedeutet in diesem Fall: Viel, viel besser!
Jahresabschlussbericht vs. Frühlingsgefühle
Ein halbes Jahr später in Deutschland. Es ist April 2016. Kurz nach Ostern. Im Frühjahr. Typische Frühlingsgefühle: Ich liege im Bett. Max liegt direkt neben mir. Er schläft. Und auf einmal fängt mein Herz an zu klopfen. Dauergrinsen. Dauerausrufezeichen. In zwei Monaten fliegen wir los. Wir werden diese wertvolle Zeit nutzen. Für etwas ganz Besonderes.
Und das Beste: Wir nehmen nicht nur Bärti mit, sondern Dich gleich noch dazu. Hier geht’s los!