Es ist noch früh am Morgen. Trotzdem warm, trotzdem schön. Wir sitzen vor einem Donut Laden um die Ecke. Dem Donut Laden um die Ecke. Mega bekannt weil mega lecker.
Mit unserer Papiertüte in der Hand, den Donuts auf dem Schoß und dem Geruch in der Nase bobachten wir die ankommenden Kunden. Die vorbeifahrenden Autos.
Hey Janina und Maxi, soll ich Euch mitnehmen?
Eine der vorbeifahrenden Autos hält plötzlich an. Fenster runter gekurbelt. Kopf heraus gestreckt. Unser Nachbar. Sein Gesicht strahlt wie die Sonne. Vergleichbar mit meinem. Denn ich genieße den Moment. Es ist das erste Mal, dass wir hier von jemand uns bekanntem auf der Strasse angesprochen werden. Es ist das erste Mal, dass ich mich so richtig heimisch fühle. Bekanntes Gesicht in bekannter Umgebung. Fühlt sich gut an, und deshalb brauchen wir eine Mitfahrgelegenheit heute ausnahmsweise mal nicht. Denn wir bleiben. Beim Donutshop. Erstmal. Und hier in Kalifornien. Erstmal.
Junge Routine zum Ankommen gesucht!
In Mexiko hat es bei mir geklickt. Im Kopf. Eigentlich wollten wir schon dort ein bisschen kürzer treten. Ein bisschen ruhiger reisen. Ein bisschen mehr ankommen. Doch die Versuchung ist zu groß. Die Welt zu riesig. Und Max und ich zu wild. Zu entdeckerlustig. Zu unternehmungsfreudig. Also haben wird uns doch wieder von einer Unterkunft zur nächsten gehangelt. Einen Ort nach dem anderen erkundet. Bis zu dem Moment, wo ich es gespürt habe. Wir brauchen eine Pause. Eine Zwangspause. Einen Platz, an dem wir bleiben. Für mindestens einen Monat. Uns nicht vom Fleck bewegen. Den Radius klein halten. Keinen Rucksack ein und aus packen. Nur ankommen. Und dort sein. Die Dinge tun, die wir gerne haben. Die uns erfüllen. Die uns festhalten. Skaten. Surfen. Sonne. Kalifornien, wahre Liebe.
Staubsaugen, Einkaufen, Wäsche waschen? Wie schön…
Über Airbnb hatte ich recht schnell eine schöne Wohnung gefunden. In einem Ort, der uns gut gefällt. In einem Style, in dem wir uns wohlfühlen. Einer Umgebung, die zu uns passt. Fünf Wochen am Stück. Kein Abreisen. Kein Ankommen. Gebucht.
So wachen wir momentan jeden Tag im selben Bett auf. Trinken den Kaffee und Kakao aus der selben Tasse. Sitzen stundenlang in dem selben Garten, lesen Bücher, bauen Legos. Ich hätte nie geglaubt, dass Routine sich so gut anfühlen kann. Wenn es zur richtigen Zeit ist. Am richtigen Ort. Mit den richtigen Menschen.
Und den richtigen Supermärkten. Unterwegs in vielen armen Ländern dieser Welt, ist verzichten ganz normal. Und steht für uns gerne mit auf dem Programm. Haben im Überschuss, ein Punkt, der mich in München oft genervt hat. 1.000 Joghurts im Angebot, und irgendwie schmecken sie doch Alle gleich. Also geniesse ich es durchaus, dass viele Dinge für uns nicht mehr selbstverständlich sind. Kleinigkeiten dafür eine größere Bedeutung bekommen. Und dennoch haben wir uns die letzten Wochen sehr darauf gefreut. Der Ausblick auf Supermärkte, in denen Alles zu finden ist, was wir suchen. Vom Schokoladenpudding bis hin zu Tofu Würstchen. Ein bisschen Shopping, ein bisschen Konsum und die ein oder andere voll gepackte Einkaufstüte.
Die wir allerdings mit dem Fahrrad nach Hause transportieren müssen. Oder mit dem Bus. Kalifornien ist eine Auto Nation. Max und ich sind Fahrrad Fahrer. Und somit ein bisschen die Ausnahme in unserem Ort. Mit dem Bus fahren offensichtlich nur die Leute, die sich ein Auto nicht leisten können. Hier scheinbar eher eine Seltenheit. Das Nahverkehrsnetz ist dementsprechend mit großen Löchern durchbohrt. In jedem Land in Lateinamerika fahren öfter Busse als in Südkalifornien.
Also bleiben wir unseren Deutschen Gewohnheiten treu, und radeln umher. Berg auf, Berg ab. Ein kleines Highlight unserer Mitmenschen, wenn wir bepackt wie Santa Claus durch die Ortschaft gurken. Und uns darüber freuen. Egal ob zum Strand, zum Skatepark oder einfach nur so.
Kindheitsträume verpackt in Kindheitshelden
Und schon am ersten Abend erleben wir Dank unserer strammen Waden ein für uns wirkliches Highlight. Wir radeln fast einen unserer neuen Nachbarn um. Der mir aber ziemlich bekannt vorkommt, und ab jetzt öfter unseren (Fahrrrad-) Weg kreuzt. Als Kind habe ich wie wild sein Videospiel gezockt, jetzt wohnen wir nur ein paar Strassen auseinander. Tony Hawk.
Und auch das ist etwas, das ich hier so toll finde. Sowohl was das Skaten als auch das Surfen angeht. Die Bedingungen sind genial, die anderen Teilnehmer mehr als professionell. Beste Vorraussetzungen also für Max und mich auf den unterschiedlichen Brettern noch besser zu werden. Und dadurch noch glücklicher.
Ich muss selber drüber lachen. Wenn ich darüber nachdenke. Wenn ich darüber erzähle. Wenn ich darüber schreibe. Routine? Routine! Wie sehr habe ich sie generell gehasst. Wie sehr habe ich sie die letzten Jahre vermieden. Wie sehr habe ich mich jetzt in sie verliebt. Wie sehr lerne ich momentan sie zu geniessen. Für den Moment. Denn ich weiß, es wird uns wieder packen. Wir werden ihn wieder packen. Unseren Rucksack. Und weiter ziehen. Pläne sind gemacht. Flüge schon gebucht.
Doch nicht jetzt. Nicht heute. Und auch nicht nächste Woche. Momentan erleben wir hier Etwas für uns neues. Für uns Spannendes. Und ich genieße es zu sehen, wie auch Max daran Spaß hat. Wie die Kinder am Spielplatz auf ihn zu gerannt kommen. Mit ihm spielen wollen. Er ein Teil der Gang wird.
Am Nachmittag. Warm. Schön. Ich sitze auf der Wiese in einem Park um die Ecke. Dem Park um die die Ecke. Mega bekannt weil mega schön. Mit meinem Kaffee in der Hand, einem Buch auf dem Schoß und dem Geruch von zu Hause in der Nase beobachte ich die vorbeirennenden Kinder. Mein vorbei rennendes Kind.
Hey Janina und Maxi, sollen wir Euch später mitnehmen?
Eine vorbeilaufende Mutter hält plötzlich an. Ein bekanntes Gesicht in bekannter Umgebung. Fühlt sich gut an, und trotzdem brauchen wir eine Mitfahrgelegenheit auch jetzt nicht. Denn wir bleiben noch. Im Park. Erstmal. Und hier in Kalifornien. Erstmal.
Wo hast Du Dich auf Reisen mit Deinem Kind richtig zu Hause gefühlt?
Marie says
Ganz toll! Ganz ganz viel Spaß noch in Kalifornien!
Ich war auch nie ein Mensch, der Routine mochte, aber du hast es gut auf den Punkt gebracht, manchmal ist es dann halt einfach so, dass es gut tut!
Ich hoffe, dass ich mich meinem Fernweh auch bald wie geplant ergeben kann für eine längere Zeit.
Liebe Grüße aus dem kalten Deutschland!
Janina says
🙂 Viele sonnige Grüße aus Kalifornien!