Deck 7. Joggingstrecke. 750 Meter. Im Kreis. Einmal um das Schiff herum. Immer wieder. Die Augen sind aufs Meer gerichtet. Meine Anspannung nach innen. Wie ein Tiger im Käfig drehe ich eine Runde nach der anderen. Werde ab uns zu von einem motivierten Jogger überholt. Immer öfter allerdings von meinen eigenen Gedanken.
Eigentlich wollte ich nie auf ein Kreuzfahrtschiff. Nie! Jetzt bin ich da. Schon seit ein paar Stunden. Glücklich oder unglücklich? Da bin ich mir gerade nicht so sicher. Noch nicht.
Nomaden auf See:
Die Idee ist ziemlich einfach. 260 Digitale Nomaden aus der ganzen Welt. Gemeinsam auf einem Schiff. Zusammen mit dem ein oder anderen Rentner über den Atlantik. Von Gran Canaria bis nach Panama. Zwei Wochen voll mit Workshops, Vorträgen, Austausch und Party. Tollem Essen, guten Gesprächen und “All you can drink” Cocktailstunden am Pool. Pina Colada in Strömen. Max und ich mittendrin.
Hört sich nicht schlecht an. Ist es auch nicht. Bis auf den Punkt, dass wir gefangen sind. Auf abgestecktem Raum. Mit abgezählten Menschen. Die sich nach dem ersten Schock allerdings als ziemlich tolle Gemeinschaft entpuppen. Denn viele von den Nomaden kenne ich bereits. Von anderen Konferenzen. Von anderen Projekten. Von anderen Ideen. Umso schöner jetzt Alle mal wieder zu sehen. Offline Familientreffen auf hoher See. Denn Internet gibt es nur in ziemlich abgeschwächter Form. Das starke Gruppengefühl dafür ganz ohne WhatsApp, Facebook und Co.
260 potentielle Babysitter zum Anfassen. Und damit gleich das Richtige. Denn der Abschied aus Deutschland fällt dieses Mal schon ein bisschen schwer. Weg von unserer Familie und Freunden. Weg von all dem Gewohnten um uns herum. Wieder zu zweit. Unser eingespieltes Team. Und dennoch erstmal ein großer Kontrast. Oder auch nicht. Denn obwohl ich die Vorzüge vom alleine sein im Australischen Busch sehr genieße, geteiltes Aufpassen hat schon was. Entspanntes am Pool liegen und einfach nur in die Gegend starren auch. Während Maxi von einer Hand zur nächsten wandert und mir somit mehr Freiraum ermöglicht, als ich im vergangenen Jahr auf unserer Reise jemals hatte.
Zwei Wochen Luxus:
Ähnlich neu ist für uns auch die Art der Unterkunft auf dem Schiff. Eine eigene Kabine. Ein eigenes Badezimmer. Ein eigenes Fenster mit Blick auf den Atlantik. Maxi ist ganz begeistert, als er das erste Mal auf unserem frisch gemachten Bett rumhüpft und nebenbei fliegende Fische beobachten kann. Und ich freue mich jeden Morgen auf meinen Kaffee, den ich mit Blick auf das Wasser geniesse. Von unserer Fensterbank aus. In absoluter Ruhe bevor die Tage an Bord beginnen.
Die Weite des Meeres. Das leichte Schaukeln in der Nacht. Die beruhigende Wirkung der Wellen. Ich komme gar nicht zum Buch Lesen oder aufs Handy gucken, weil mich dieser Ausblick so fasziniert. So erfüllt. So beruhigt. Der Atlantik trägt uns ganz kitschig zu unserem nächsten Abenteuer.
Doch vorher auf die Digitale Nomaden Bühne. Zum ersten Mal dürfen wir als Team von unserer Reise berichten. Von unseren Erlebnissen. Von unseren schönen Momenten aber auch von Situationen, die vielleicht nicht ganz so ideal waren. Das letzte Jahr im Schnelldurchlauf. Ziemlich emotional. Nicht nur für uns.
Viele von unseren Nomaden Freunden leben ihren absoluten Traum. Arbeiten online auf der ganzen Welt. Sind frei und ungebunden. Thema Kind für die meisten von ihnen nicht wirklich passend in diesem Konzept. Bis zu unserem Talk. Feuchte Augen, klatschende Hände. Wir haben sie überzeugt.
Karibisches Inselhopping:
Nächster Stopp. Karibik: St. Kitts. Curacao. Aruba. Weiße Strände. Blaues Wasser. Bunte Häuser. Endlich wieder Meer zum Reinspringen. Und eine Unterwasserwelt zum Luft anhalten. Haie auf Moorea haben Maxi ja schon in ihren Bann gezogen. Wasserschildkröten auf Curacao nochmal umso mehr. Denn einige von ihnen kannte er sogar schon. Oder umgekehrt. Zumindest fast.
Sechs Jahre zuvor waren wir bereits in der Karibik unterwegs. Die selbe Insel. Der selbe Strand. Die selben Menschen. Lety, unsere Nachbarin von damals steht mit einem breiten Grinsen und einer noch kräftigeren Umarmung am Ankerplatz unseres Schiffes. Das letzte Mal als sie Maxi auf dem Arm gehalten hat, war er gerade mal vier Monate alt. Jetzt rennt er ihr entgegen. So viele Geschichten, so viele Erinnerungen.
Einen ganzen Tag sind wir auf Curacao unterwegs. Viel zu wenig, um wieder richtig anzukommen. Dennoch genug um die Schönheit der Insel wieder ins Gedächtnis zu rufen. Und der Zeit nachzutrauern, die leider doch so schnell vergeht. In der Karibik. Auf Reisen.
Auf dem Schiff. Der Mond scheint in mein Zimmer als ich mitten in der Nacht aufwache. Und es sofort spüre. Es ist weg, das Schaukeln. Es ist weg, das getragene Gefühl. Zwei Wochen liegen hinter, ein weiteres Jahr vor uns. Noch ziemlich benommen steigen wir von Bord. Noch ziemlich zweifelnd in den nächsten Bus, der uns ins Zentrum fahren wird. Panama City.
Eigentlich wollte ich gar nicht mehr auf das Festland zurück. Jetzt sind wir da. Seit ein paar Stunden. Glücklich oder unglücklich? Da bin ich mir gerade nicht so sicher. Noch nicht.
Warst Du schon einmal mit Deinem Kind auf einem Kreuzfahrtschiff?
Carola says
Alles Gute für das nächste Jahr auf Reisen!
Für meinen Mann und mich geht es in drei Wochen los auf Weltreise – für fünf Monate! Sein Job geht im April weiter, meiner ist gekündigt, somit ist eine “halbe” Absicherung da. Erster Stopp: Recife! Auch wenn wir ohne Kind reisen, wird es bestimmt ein Abenteuer.
Ich bin gespannt wie es für Euch weiter geht, wo es euch hinverschlägt und welche Eindrücke ihr sammeln werdet. Habt eine tolle Zeit zusammen!
Janina says
Oh wie schön! Euch eine ganz wunderbare Zeit und viele liebe Grüße aus Panama!!!
Yvonne says
Wir waren schon zwei Mal auf einer Kreuzfahrt als 3-köpfige Familie. 1 Woche östl. Mittelmeer mit Tochter 1 3/4 und jetzt dieses Jahr nochmal 2 Wochen von Italien einmal rund um Europa bis Deutschland (Ostsee) mit Tochter 3 1/4.
Es war wunderbar. Niemand hat sich je beschwert oder uns schief angesehen. Wenn man im Urlaub etwas sehen möchte finde ich das Schiff die beste Reiseart mit kleinen Kindern. Im Auto wollen sie nicht ständig und lange sitzen – und wir Erwachsenen zugegebenermaßen ja eigentlich auch nicht. Im Zug das Gepäck mitschleppen kann einem teilweise ganz schön viel werden – es sei denn natürlich man ist so gut organisiert wie ihr bei eurer großen Reise. Das Schiff fährt während Kind schläft oder spielt oder tobt oder isst. Und schon ist man am nächsten spannenden Ort, den man aber natürlich nicht intensiv erlebt sondern eher die offensichtlichen Dinge und die Atmosphäre einer Stadt mal schnell in sich aufnehmen kann.
Gerade Südeuropa bis Nordeuropa in 2 Wochen war super klasse. Der so kurzfristige Vergleich so unterschiedlicher Kulturen und deren Städte war einfach einzigartig. Tausende Kilometer jeweils einfach über Nacht.
Ich empfehle diese Reiseart allen jungen Familien vor allem weil Kinder bei vielen Reedereien keinen Cent zusätzlich kosten.
Und last but not least. Es steht einfach immer Essen in gleich bleibend hoher Qualität zur Verfügung. Man kann essen wenn das Kind hungrig wird und hat nicht jedes Mal lange Wartezeiten weil es ja oftmals 20h pro Tag Buffet gibt.
Janina says
Liebe Yvonne, es hat schon seine Vorteile. Aber ohne die Nomaden Crew wäre es für uns wohl eher nichts. Dennoch toll, dass Ihr Kreuzfahrten so genießt! Weiter so!! Alles Liebe aus Panama, Janina
Anka says
Liebe Janina, ich habe deinen Bloge entdeckt und bin sehr erfreut deine Beiträge zu lesen. Ich bin seit knappen zwei Wochen wieder in Deutschland, davor habe ich vier Jahre lang im Ausland gearbeitet. Dort wurde auch meine Tochter geboren, die nun 9 Monate alt ist. Bevor ich Mama wurde, bin ich viel gereist (mehrere afrikanische Länder, Osteuropa, Brasilien), aber fast immer in Verbindung mit einem Job, Praktikum, Studium und/ oder Stipendium. Nun plane ich mit meiner Tochter in die Karibik zu verreisen, habe aber einen riesen Respekt davor allein mit einem Baby zu verreisen. Bei der Suche bin ich auf deinen Blog gestoßen, in welchem du beschreibst, dass du mit deinem Sohn bereits dort warst, als er wenige Monate alt war. Das interessiert mich natürlich brennend. Falls du Zeit hast, freue ich mich sehr, wenn du von dieser Reise etwas mehr erzählen könntest. Sehr gerne auch per Mail. Ich freue mich auf deine Antwort und wünsche euch eine tolle Reise, wo auch immer ihr gerade unterwegs seid.
Janina says
You got mail 😉